Kiiri 2 (Comic)

Kiiri 2
(Kieli Shishatachiha Koyani Nemura Vol. 2, 2006)
Story: Yukako Kabei
Art: Shiori Teshirogi
Aus dem Japanischen von Costa Caspary
EMA, 2011, Taschenbuch, 206 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-7704-7497-4

Von Irene Salzmann

Die 14-jährige Schülerin Kiiri kann Geister sehen und erkennt sogleich, dass der mysteriöse Harvey kein ‚richtiger‘ Mensch ist. Neugierig folgt sie ihm und dem Leutnant, einem Geist, der in einem Radio wohnt. Da Harvey keine andere Wahl hat, nimmt er Kiiri schließlich mit auf seine Reise, um Gefahren von dem Mädchen fern zu halten. Sein Ziel ist die Stelle, an der der Leutnant starb. Dort soll der Geist das Radio verlassen und weiterziehen.

Zufällig werden sie von Joachim entdeckt, der für die Kirche arbeitet und Harvey, der ein unsterblicher Soldat ist, töten will. Keiner der Gefolgsleute ahnt, dass Joachim ebenfalls ein Überlebender des verheerenden Krieges ist, der den Planeten in seiner Entwicklung deutlich zurückwarf. Joachim plant, Harveys Herz an sich zu nehmen – die Quelle seines ewigen Lebens und wertvolle Technologie.

Harvey kann sein Vorhaben ausführen, doch dann wird er von Joachim angegriffen. Um Kiiri zu retten, opfert sich Harvey. Vielleicht ist sein Tod sogar das, was er sich heimlich wünschte. Aber er hat die Rechnung ohne den Leutnant, der das Geschehen beobachtet hat, und Kiiri gemacht, die ihr eigenes Wohl zurückstellen und ihren Freund nicht aufgeben wollen…

Die Serie „Kiiri“ entführt auf eine ferne Welt, deren Entwicklungsstufe an die des 19. Jahrhunderts erinnert, wären da nicht Technologien, wie sie erst später entwickelt wurden oder immer noch Zukunftsmusik sind. Die Unsterblichen sind Relikte aus einer fortschrittlicheren Zeit, die längst vergangen ist. Man jagt die einstigen Helden nicht nur, weil sie angeblich Monster sind, sondern weil ihr Herz ein wertvoller Energielieferant ist.

Im Prinzip ist Harvey ein Zombie, aber nicht er ist derjenige, der mordet, sondern die Kirche, die Jagd auf Wesen wie ihn macht und das Volk streng reguliert. Tatsächlich erweist sich Harvey als sehr viel menschlicher als jene, die sich noch Menschen nennen dürfen, denn er hat dem Töten abgeschworen, er versucht, Kiiri und alle anderen auf Distanz zu halten, um sie zu schützen, und er gibt sogar seinen einzigen Freund, den Leutnant auf, damit dieser Frieden findet.

Freilich hat Harvey im Krieg gekämpft und Menschen getötet, und dieses Wissen setzt Kiiri sehr wohl zu, aber sie verurteilt Harvey nicht, denn das ist Jahre her, und sie kennt den jetzigen Harvey, der ganz anders und ein Pazifist ist. Und genau das wird ihm zum Verhängnis, aber…

Schade, dass die neunteilige Novel-Serie nicht mehr als zwei Manga-Adaptionen erfahren hat, denn der Endzeit-SF mit Horror-Elementen hat Potential und macht Lust auf mehr. Es geht nicht um Gräuel, wie man zunächst meinen möchte, sondern um Menschlichkeit, die von jenen praktiziert wird, denen man sie absprechen will. Zwar wurde der Zweiteiler mit einem befriedigenden Ende versehen, doch fragt man sich, was den drei Charakteren in den Büchern noch alles widerfährt.

In Folge ist „Kiiri“ ein interessanter Manga, bei dessen Lektüre Bedauern aufkommt, weil man die Novels wohl nie auf Deutsch wird lesen können. Yen-Press, USA, veröffentlicht die Bände auf Englisch; derzeit sind die Folgen 1 bis 5 verfügbar.