Lukianenko, Sergej & Perumov, Nick: Drachenpfade (Buch)

Sergej Lukianenko und Nick Perumov
Drachenpfade
(1999)
Aus dem Russischen von Anja Freckmann
Heyne, 2009, Hardcover. 640 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-453-26641-4

Von Gunther Barnewald

Dieser Fantasyroman entstand in Zusammenarbeit des bekannten Phantastikautors Sergej Lukianenko und des hierzulande völlig unbekannten Nick Perumov, und, um es vorwegzunehmen, Heyne hätte sich die Ausgabe diese Werkes als Hardcover sparen sollen (oder besser überhaupt die Veröffentlichung), denn das vorliegende Buch ist ein trauriges Beispiel überaus trivialer Phantastik, die nicht nur mit über 600 Seiten viel zu dick geraten ist, sondern auch keine einzige originelle oder auch nur erzählens- oder erwähnenswerte Idee ihr Eigen nennt.

Geschildert wird die Geschichte einer Fantasyparallelwelt, in der dereinst von einem mächtigen Helden ein Drache besiegt wurde. Doch der Held muss sich heute der Anschläge anderer Zauberer erwehren, während die Rückkehr des Drachen die Menschheit bedroht. Warum die Bösewichter dann den Held trotzdem töten wollen … na ja … dafür sind sie halt böse!
Auf einer zweiten Handlungsebene, die minimal interessanter ist als die öde Fantasywelt, erhält ein Normalbürger Lukianenko’scher Prägung Besuch durch ein merkwürdiges junges Mädchen, die ihn in die Parallelwelt entführt, wo er wohl, als Identifikationsfigur für den Leser, zum Helden reifen soll (und wer Lukianenko kennt weiß, dass dies kein Problem sein dürfte).

Mehr passiert auf den ersten 200 Seiten nicht, sieht man von einem Mordkomplott gegen den ursprünglichen Helden ab, bei dem dessen Neffe stirbt.
Was hier dröge und klischeehaft vor sich hin dümpelt, ist eine jener dürftig-phantasielosen Hervorbringungen, die man von der US-amerikanischen Fantasy so gut kennt. Lukianenko/Perumov beweisen, dass auch russische Autoren einen solchen Schrott verzapfen können, weshalb Perumov wohl auch Ende der 90er in die USA ausgewandert ist, um sich dort in den Niederungen der trivialsten Trivialliteratur zu tummeln.
Immerhin ist der Mist geschickt geschrieben und gut übersetzt, was aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die Autoren keine wirklich interessante oder wenigstens ansatzweise ansprechende Geschichte haben, die sie erzählen können.
Verglichen mit den meisten anderen Werken Sergej Lukianenkos ist das vorliegende eine Schande für den begabten Autor! Eine Enttäuschung für all jene Leser, die seine wunderbaren SF-Romane »Spektrum«, »Das Schlangenschwert« oder »Die Ritter der vierzig Inseln« schätzen, die bei Heyne erschienen sind.