David Whitley: Die Kathedrale der verborgenen Dinge (Buch)

David Whitley
Die Kathedrale der verlorenen Dinge
(Children of the Lost, 2009)
Aus dem Englischen von Gerald Jung
Goldmann, 2011, Taschenbuch, 448 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-442-47467-7 (auch als eBook erhältlich)

Von Petra Weddehage

In Agora wird mit allem gehandelt, was es gibt. Sogar mit Träumen und Erinnerungen werden Käufe getätigt. Wenn es ganz schlimm kommt, müssen sich die Menschen als Sklaven verdingen. Die Agoraner sind es gewohnt, nichts geschenkt zu bekommen. Alles hat seinen Preis. Der Waage-Orden hält die Zügel der Macht dabei fest in der Hand.

Lily will dies nicht tatenlos mit ansehen. Sie überzeugt wichtige und reiche Leute in Agora, ihr zu helfen, eine Zufluchtsstätte für Menschen zu ermöglichen, die es besonders hart getroffen hat. Hier können Schuldner, die ansonsten verhungern würden, Essen und Trinken bekommen. Dies ist den Obrigkeiten der Stadt ein Dorn im Auge, und sie versuchen alles, um das Mädchen loszuwerden.

Mark sitzt im Gefängnis und trifft dort auf seinen Vater. Mit Lilys Hilfe gelingt ihm die Flucht aus der Stadt. Dort draußen fühlen sich Mark und Lily jedoch sehr verloren. Glücklicherweise finden sie Unterschlupf bei einem Stamm, dessen Mitglieder zum Wohle aller handeln. Das gefällt Lily sehr, und sie beginnt, sich in den Stamm zu integrieren. Mark indessen will sich überhaupt nicht einfügen; er sucht verzweifelt nach einer Möglichkeit. wieder nach Agora hinein zu kommen. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse im Dorf, in deren Verlauf die beiden Kinder herausfinden, dass der Waage-Orden auch in der Außenwelt seine Finger im Spiel hat.

Der zweite Teil der Trilogie punktet mit den Ereignissen außerhalb der Stadt Agora. Der Waage-Orden vertuscht auch hier alles, was mit der Herkunft der Agoraner zu tun hat. Die Kinder, die sich mitten in der Pubertät befinden, werden von einer Macht geleitet, die ihnen gewogen zu sein scheint.

Lily ist entschlossen, alle Rätsel zu lösen, um die Menschen von den Verpflichtungen dem Waage-Orden gegenüber zu befreien. Sie will, dass jeder ein würdiges Leben führen kann. Außerdem hofft sie, endlich zu erfahren, wer ihre Eltern sind. Mark hingegen hat seinen Vater im Gefängnis gefunden, dessen Wärter er ist. Wer seine Mutter ist, scheint hingegen ein großes Geheimnis zu sein. Die beiden Hauptakteure handeln nicht ihrem Alter gemäß, sondern wirken schon sehr gereift und erwachsen. Das ist bei der Umwelt, in der sie aufwuchsen, auch kein Wunder.

Mit seiner interessanten Geschichte erinnert David Withley an Bücher wie Kai Meyers „Wolkenstadt“-Trilogie. Auch hier leben Menschen in einem begrenzten Umfeld. Sind es bei Meyer die Ränder der Wolkenstadt, so sind es in dem vorliegenden Roman die hohen, unüberwindbaren Mauern der Stadt Agora. Dazu mischt der Autor noch gruselige Begebenheiten und mystische Legenden mit gefahrvollen Rätseln, die Lily und Mark lösen müssen. Dass David Withley dabei ein wenig den moralischen Zeigefinger hebt, gibt der Geschichte eine aktuelle Note.

Alles in allem ist der Band als wunderbarer Zeitvertreib zu empfehlen. Jugendliche ab 12 Jahre dürfen mitraten und mit fiebern, wenn die jungen Helden unglaubliche Abenteuer bestehen. Der Abschlussband der Trilogie darf mit Spannung erwartet werden.