Mark Twain & W. Bill Czologosz: Die Abenteuer von Huckleberry Finn und Zombie-Jim (Buch)

Mark Twain und W. Bill Czologosz
Die Abenteuer von Huckleberry Finn und Zombie-Jim
(Adventures of Huckleberry Finn and Zombie Jim)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Caspar D. Friedrichs
Titelillustration von Nic Klein
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 284 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-8332-2331-0

Von Carsten Kuhr

Wir kennen sie alle, die Abenteuer von Tom Sawyer und seinem Freund, dem Herumtreiber Huckleberry Finn. Mark Twain hat mit seinen Figuren Generationen verzaubert, sich dabei aber auch mit durchaus ernsten Themen befasst. Neben den spannenden Abenteuern ging es dem Autor auch darum, die Sklaverei als etwas Barbarisches anzuprangern.

Im Rahmen der gegenwärtig so angesagten Zombie-Mash-Up-Romane hat sich Bill Czologosz der Vorlage angenommen und auf eigene Weise umgearbeitet. Er hat dabei den zweiten, wesentlich unbekannteren Band der Abenteuer als Vorlage genutzt.

Auffallend ist, dass er dem vorgegebenen Grundgerüst Mark Twains weitgehend folgt. Nach den Geschehnissen in der Höhle, mit dem sie verfolgenden Halbblut, scheint der Tunichtgut und Faulpelz Huck Finn endlich ein Heim gefunden zu haben., Die Belohnung für den gefundenen Goldschatz ist beim Friedensrichter gut angelegt, die Witwe Douglas hat sich des verwahrlosten Jungen angenommen. Seitdem muss er sich regelmäßig waschen, darf nicht mehr fluchen und rauchen und er muss zur Schule gehen. Nur gelegentlich noch trifft er sich mit seinem Freund Tom, tritt dessen neu gegründeter Bande bei, ist ansonsten aber mit Lernen beschäftigt und will ein guter, gottesfürchtiger Mensch werden. Dass sein der Trunksucht verfallener Vater wieder auftaucht, bringt sein neues Leben in Unordnung. Dass er sein Geld, um es vor seinem Erzeuger zu schützen, verschenkt hat, bringt den versoffenen Alten auf die Palme. Kurzerhand entführt er seinen Sohn in die Wildnis, ist es für ihn doch undenkbar, dass ein Finn jemals Lesen lernen sollte. Schnell wird deutlich, dass Huck bei seinem Alten in Gefahr ist. Es gelingt ihm, seinen eigenen Tod vorzutäuschen und zu fliehen. Auf einem Floß fährt er, zusammen mit Jim, dem ehemaligen Sklaven der Witwe Douglas, der für den vorgetäuschten Mord an Huck gesucht wird, den Mississippi hinab.

Soweit die Vorlage, an die sich Czologosz hält. Das Interessante für den Liebhaber der unheimlichen Literatur, der wandelnden Leichen, ist, dass an die Stelle der inzwischen freigelassenen Sklaven in der Neuerzählung die Zombies treten. Die Tuberkulose als Geißel der Menschheit dient dem Autor dazu, seine Population der wandelnden Toten zu erschaffen – mehr erfährt man über die Zombiewerdung aber leider nicht. Während manche der jüngst Verblichenen nach ihrer Wiederauferstehung verrückt und gewalttätig werden und nur durch Zerstückeln daran gehindert werden über die Menschen herzufallen, sind manche der Zombies friedfertig und als billige wenn auch tumbe Arbeitskräfte zu gebrauchen. Tote, die nichts zu Essen brauchen sind eben allemal billiger als Sklaven. Bei Jim ist es gar so, dass er sich, wenn auch mühsam, verständlich machen kann, sein Denkvermögen noch erhalten geblieben ist. Im Verlauf der gemeinsamen Reise treffen die Beiden immer wieder auf wandelnde Tote, die Siedlungen heimsuchen, erleben Abenteuer und müssen vor Hucks Vater fliehen.

Es fehlt es an wirklich packenden Szenen mit den wandelnden Toten. Ein paar wenige Szenen der auf Menschenfleisch hungrigen Zombies vermögen es nicht wirklich, den Fan dieser Spielart des modernen Horrors zu befriedigen. Zu sehr klebt der Autor hier an der Vorlage, als dass er, von ein paar wenigen Ausnahmen abgesehen, wirklich überzeugen kann. Die Handlung dümpelt ohne wirkliche Höhepunkte vor sich hin, einzig die sehr gelungene optische Gestaltung von Nic Klein hebt das Buch dann aus der Masse heraus. Letztlich außer ein paar wenigen viel versprechenden Ansätzen nichts wirklich Überzeugendes.