Mark Brandis 17 & 18: Alarm für die Erde Teil 1 & 2 (Hörspiel)

Nikolai von Michalewsky (Buch) & Balthasar von Weymann (Skript)
Mark Brandis
17 & 18: Alarm für die Erde Teil 1 & 2
Sprecher: Gerhard Hinze, Michael Lott, Uwe Teschner, David Nathan, Marion von Stengel, Dorothea Anna Hagena, Stefan Peters, Martin Keßler und viele andere
Folgenreich (Interplanar Productions), 2011, je 1 CD, 61 bzw. 52 Minuten, je. ca. 9,99 EUR

Von Christel Scheja

„Alarm für die Erde“ ist erstmals kein abgeschlossenes Abenteuer in zwei Folgen sondern schließt an die Ereignisse von Folge 16, „Operation Sonnenfracht“, an. In dieser wurde die Menschheit mit den Folgen eines der größten Fehler der Menschheitsgeschichte konfrontiert: Frühere Generationen lagerten atomare Abfälle im Krater des Kilimandscharo. Dann mehren sich die Zeichen, dass der lange schweigende Feuerberg wieder ausbrechen wird. Die verzweifelten Versuche, den radiaktiven Müll aus dem Vulkan zu bergen, nehmen ein jähes Ende als der Berg mit einem Donnerschlag ausbricht.

In „Alarm für die Erde“ müssen die Menschen in Zentralafrika nun mit den Folgen leben. Während Mark Brandis und die anderen Piloten mit helfen, die Bevölkerung aus den bereits verstrahlten Gebieten zu evakuieren, suchen sie aber auch nach einem Weg, den Vulkan wieder zum Schweigen zu bringen, damit er nicht länger weitere Radioaktivität in die Atmosphäre spuckt und sich der Fallout über die Erde verbreitet. Sie müssen miterleben, wie Menschen alles tun um zu überleben und dabei Moral und Ehre über Bord werfen, dürfen sich mit Stammeskriegern herumschlagen, die die alten Wege für wichtiger erachten als ihr Leben.

Mark Brandis steht dem Chaos fassungslos gegenüber und erlebt fast eine persönliche Tragödie. Doch kaum ist diese überstanden, zeigt sich, dass einige Menschen auch außerhalb von Afrika den Zeitpunkt gekommen sehen, sich selbst zu bereichern. Denn die VOR rüstet zur Invasion auf das ungeschützte Australien und marschiert auch an anderen Grenzen auf, jetzt, wo die westliche Welt ihre ganze Aufmerksamkeit auf Afrika richtet. Damit steht die Erde mehr denn je am Rande des Abgrunds.

Auch wenn der Roman bereits über 30 Jahre alt ist, die Ereignisse sind so aktuell wie nie, denn die Katastrophe in Fukushima und die Probleme mit dem Atommüll an anderen Orten zeigen, dass die Menschen sich früher oder später damit auseinandersetzen müssen, dass sie damit vielleicht weite Lebensräume zerstören. Aber auch die anderen Probleme sind nicht nur Fiktion. Die Geschehnisse in Kriegs- und Katastrophengebieten haben durchaus gezeigt, dass die Menschen sehr leicht moralische Grenzen vergessen, wenn es um das nackte Überleben geht und die Schwächsten darunter leiden müssen. Im Kleinen ist sicherlich auch möglich, dass ein Staat seine Chancen sieht, die Grenzen zu erweitern, wenn die restliche Welt gerade mit anderen Sorgen beschäftigt ist.

Im Gegensatz zum Buch ist die Handlung um die Stammeskrieger sehr zurückgenommen, in die auch Leutnant Xuma etwas mehr verwickelt war. Das Hörspiel konzentriert sich eigentlich mehr oder weniger auf das Geschehen am Kilimandscharo, den verzweifelten Kampf der Männer und Frauen, der an die Substanz geht und manch einen zu Tode erschöpft. Am Ende gelingt es vielleicht den Berg zum Einsturz zu bringen – nicht ohne vorher weitere Tragödien erlebt zu haben.

Die Sprecher sind sehr bei der Sache. Man nimmt den Figuren die Verzweiflung und Erschöpfung ab, das Entsetzen über die Gräueltaten und die Skrupellosigkeit anderer Staaten. Aber auch die Trauer um die langjährigen Freunde, die den Kampf verlieren, und die Angst, sich selbst dem feurigen Chaos stellen zu müssen, wird gut herausgearbeitet.
Zusammen mit dem farbenprächtigen Klangteppich entsteht ein eindringliches Hörspiel, das die Hörer von der ersten bis zur letzten Minute fesselt und berührt.

Das macht „Alarm für die Erde“ zu einem der eindringlichsten und spannendsten Science-Fiction-Hörspiele, das den Hörer zudem auch zum Nachdenken bringt, da die angesprochenen Themen gar nicht einmal so weit hergeholt sind, wie man denken mag. Allerdings sollte man sich auch „Operation Sonnenfracht“ gönnen, um die Geschichte in voller Länge zu genießen.