Alison Sinclair: Lichtgeboren (Buch)

Alison Sinclair
Lichtgeboren
(Lightborn)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michaela Link
Titelillustration von Lia Koltyrina
Lyx, 2011, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 446 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-8025-8336-0

Von Carsten Kuhr

Achthundert Jahre ist es jetzt her, dass ein Magier nicht nur dafür gesorgt hat, dass das Reich und seine Menschen überlebten, sondern auch, dass sich die Bevölkerung teilte. Seitdem leben die einen – Nachtgeborene genannt –, in ewiger Dunkelheit und orientieren sich statt mit den Augen mit einer Art innerem Sonar, während ihre lichtgeborenen Verwandten ausschließlich im Licht existieren können.

Im ersten Band der Trilogie lernten wir Lady Telmaine kennen und schätzen. Als Abkömmling eines inzwischen an Ansehen doch arg gelittenen Adelshauses hat sie ihre verruchte magische Gabe bislang immer verleugnet. Im Verlauf der turbulenten Abenteuer, die nicht nur ihre Kinder sondern auch die königliche Familie in Gefahr brachte, war Lady Telmaine gezwungen gewesen, ihre so lang negierte Gabe anzuwenden. Seitdem ist sie gezwungen dem königlichen Geheimagent, einem Verwandten des Königs, bei seiner Tätigkeit mit ihren Gaben zu unterstützen. Wenn dies bekannt wird, ist ihr Ruf endgültig ruiniert, sie und ihre Kinder werden aus der adeligen Gesellschaft ausgeschlossen werden.

Florina White Hand lebte lange Zeit Wand an Wand mit Telmaines Mann. Als Attentäterin dient sie ihrem Prinzen, sorgt dafür, dass unliebsame Gegner verschwinden. Als des Prinzen Vater gemeuchelt wird, geht das Gerücht, dass sie, um ihren Herren auf den Thron zu hieven, hinter dem Mord steckt. So muss sie zusammen mit dem Tammon, dem Magier des Prinzen, fliehen. Dass die beiden Magier, Lady Temaine und Tammon aneinander geraten, bringt dann die Dinge ins Rollen. Offenkundig steckt eine dritte Macht hinter all den Zufällen, Angriffen und Morden, die beide Reiche erschüttern – eine Macht, die in den Schattenlanden zu suchen ist…

Sinclairs größtes Plus auf der Habenseite ihrer Trilogie ist unbestritten die faszinierende Ausgestaltung ihrer Welt. Deren Aufsplittung in zwei nebeneinander lebende Reiche, die miteinander nicht können, selbst wenn sie wollten, ist eine faszinierende Kulisse, vor der die Autorin ihre abwechslungsreiche Handlung ablaufen lässt.

Selbige ist durchaus abwechslungsreich und spannend aufgebaut. Auch wenn man dem Titel entnehmen kann, dass dieses Mal das Lichtreich im Zentrum der Aufmerksamkeit steht, überrascht der Inhalt. Nach wie vor verfolgen wir das Geschehen um Temaire weiter, bekommen über diese Einblick in die Herrschaftsstrukturen und die Denkvorgänge am dunklen Hof. Dazu gesellt sich dieses Mal dann über die Attentäterin Florina auch ein Bild, wie es an dem hellen Widerpart zugeht. Immer deutlicher wird, dass eine noch mysteriöse dritte Macht die Zügel der Ereignisse fest in ihren Händen hält. Wer allerdings hier im Halbdunkel lauert, um was es dieser Macht wirklich geht, das mag man mutmaßen, wirkliche Aufklärung wird erst der in Vorbereitung befindliche dritte Band bieten.

Die Übersetzung bietet sich unauffällig und gut zu lesen an, die Personen, allen voran unsere beiden starken Frauenpersönlichkeiten, sind eher gewohntes Heldinnenmaterial, dafür entschädigt das Setting.