Magira – Jahrbuch zur Fantasy 2011 (Buch)

Magira – Jahrbuch zur Fantasy 2011
Herausgeber: Hermann Ritter & Michael Scheuch
Titelbild und Rückseite von Helge C. Balzer
Innenillustrationen von Helge C. Balzer und anderen
Fantasy Club e.V. , 2011, Paperback, 400 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-935913-11-9

Von Christel Scheja

Schon seit elf Jahren erscheint das „Magira – Jahrbuch zur Fantasy“ und bietet auch in der Ausgabe 2011 neben Rezensionen und einem Rückblick auf die Fantasy-Neuerscheinungen in Deutschland auch noch Artikel über verschiedene Autoren und/oder Werke sowie einige Kurzgeschichten.

„Sherlock Holmes in der Phantastik“ ist ein Artikel von Hermann Ritter, der nicht nur kurz auf die Geschichte des Meisterdetektivs eingeht, sondern auch zeigt, dass es schon früh Autoren gab, die Holmes auch mit dem Übernatürlichen in Verbindung brachten. Er bezieht sich dabei auf viele ältere und hierzulande eher unbekannte Werke.
„Am Anfang war das Wort“ von Michael Scheuch ist ein Einblick in die Comic-Serie „The Unwritten“, die gerade jetzt auf Deutsch erscheint und interessante Einblicke in ein neues und doch vertrautes Universum bietet. Er beschäftigt sich auch mit der Serie „Fables“ und ihrem literarischen Schöpfer Bill Willingham.
Eher kritisch äußert sich Friedlich Triebling über Julian Mays „Mond-Trilogie“ und versucht sachlich klarzulegen, warum der Titel bei ihm durchfällt.
In „Fantastisches Design“ wird der Künstler dieser Ausgabe, Helge C. Balzer, durch ein Interview von Alex Jahnke näher vorgestellt.
Zurück in die Vergangenheit geht es mit „Sie waren dunkelhäutig und goldäugig“. Hari Kunzru stellt die Werke von Michael Moorcock und ihre Besonderheiten genauer vor.
„Vampire auf dem Mississippi“ von Stefan Lorenz und „Alice im Wunderland mit Uzi & Tank-Top“ von Robert Musa stellen zwei eher eigenwillige Interpretationen derzeit moderner Themen vor und nicht zuletzt versucht Manfred Roth „Ghormenghast“ von Mervn Peake genauer vorzustellen.
Abgerundet wird das Jahrbuch durch drei Kurzgeschichten: das düstere Gothic-Märchen „Eine Farbe namens Dunkelheit“, das in eine Welt voller unheilvoller Magie und Leidenschaften entführt, die Urban-Fantasy-Story „Die Pelican-Bar“ von Karen J. Fowler und nicht zuletzt die magische High-Fantasy-Story „Frühling in Polvod“ von Torben Schröder.

Ein Jahrbuch ist immer von dem Interesse und der Mitarbeit der Fans abhängig, und so bestimmt sich, ob der Inhalt mit der Zeit geht, oder aber Themen und Werke vorstellt, die abseits des Mainstream liegen. Letzteres ist in der aktuellen Ausgabe tatsächlich der Fall. Die Autoren der Artikel und Werkbesprechungen greifen Autoren und Bücher auf, die in der heutigen Zeit keine oder kaum noch eine Rolle spielen, so wie Michael Moorcock oder die „Vampire auf dem Mississippi“, die ein ganz anderes Bild vermitteln, als man es derzeit aus den Medien kennt. Auch die aktuellen Filme wie „Sucker Punch“ gehören nicht gerade zu den Blockbustern des letzten Jahres.

Bei den Rezensionen hält sich die Mischung zwischen bekannten und unbekannteren Werken die Waage. Angenehm ist, dass diesmal nicht nur ein oder zwei Rezensenten ihre Meinung zu Büchern oder Hörbüchern bekundet haben, sondern noch einige mehr, sodass der Bereich sehr ausgewogen wirkt und nicht nur gelobt, sondern teilweise auch sehr hart – aber ausführlich – kritisiert wird.

Die Kurzgeschichten decken verschiedene Bereich der Fantasy ab, sind aber leider nicht so interessant, dass sie nach dem Lesen noch lange im Gedächtnis bleiben.

Alles in allem sind die Beiträge diesmal doch eher durchwachsen. Bis auf die Comic-Artikel von Michael Scheuch ist keiner wirklich ausführlich genug und geht dem Thema tiefer auf den Grund. Auch fehlt die Miteinbeziehung von wirklich aktuellen Themen aus Film, Fernsehen und Buchmarkt, sodass man das Gefühl hat, irgendetwas fehle. Diesmal haben sich die Autoren zu sehr auf das Au8ßergewöhnliche konzentriert.

Insgesamt erweist sich die Ausgabe 2011 von „Magira – Jahrbuch zur Fantasy“ als nicht ganz so gelungen und spannend wie die vorhergehenden Nummern. Das mag daran liegen, dass nur wenige Artikel wirklich Interesse wecken und keiner wirklich auf aktuelle Mainstream-Themen eingeht. Das macht den Band in erster Linie für diejenigen Interessant, die Lesestoff und ähnliches jenseits des Massenmarktes suchen.