Pat Murphy: Die Geisterseherin (Buch)

Pat Murphy
Die Geisterseherin
(The Falling Women, 1986)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Martin
Titelgestaltung von Guter Punkt, Abbildung von Andrea Barth unter Verwendung von Motiven von Shutterstock
Piper, 2009, Taschenbuch, 262 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-492-26609-3

Von Petra Weddehage

Elizabeth Butler ist eine amerikanische Archäologin, der es immer wieder gelingt, an den unwahrscheinlichsten Orten überraschende Entdeckungen zu machen. Stets kommen interessante Artefakte bei ihren Ausgrabungen zum Vorschein. Elisabeths Glückstreffer beruhen auf einer seltenen Gabe. Sie kann die Schatten der Vergangenheit sehen. Manchmal zeigen ihr diese in klaren Bildern, was einst passierte.

Eine Maya-Priesterin aus der Blütezeit der einstigen Hochkultur ‚besucht‘ die Archäologin regelmäßig. Als sie immer mehr in den Bann der Priesterin gerät, wird Unglaubliches von ihr verlangt: Sie soll durch ein Blutopfer die Alten Götter zurückbringen und dafür ihre eigene Tochter Diane opfern. Elisabeth versucht nun alles, um Diane nicht in Gefahr zu bringen.

Derweil beschließt Diane, endlich die Aufmerksamkeit ihrer Mutter einzufordern, und gelangt so zu dem Ausgrabungsort der Maya. Dabei begegnen der jungen Frau seltsame Gestalten. Doch außer ihr scheint niemand diese wahrzunehmen. Diane hat Angst, verrückt zu werden. Elisabeth ist sich nun sicher, dass ihre Tochter dieselbe Gabe wie sie besitzt. So nähern sich die beiden Frauen langsam aneinander an, während die Bedrohung eskaliert.

Die mysteriöse Gabe der Protagonistin erinnert ein wenig an die Talente von Figuren aus Serien wie „Ghost Wisperer“. Allerdings werden die Erscheinungen und Visionen der Hauptperson nicht ganz so spektakulär in Szene gesetzt.

Elizabeth hat keine Angst vor den Schatten, doch musste sie lernen, diese keinesfalls zu ignorieren. Sie wirkt unterkühlt und scheint unfähig, tiefere Emotionen zu entwickeln. Ihre Tochter sucht trotzdem die Nähe der Mutter und will ihre Liebe erringen. Dies ist ein altbekannter Mutter–Tochter–Konflikt, der an sich nicht neu ist. Der Autorin gelingt es jedoch, den Spagat zwischen dem ganz normalen Beziehungsstress und mysteriösen Begebenheiten bravourös zu vollziehen.

In Folge schuf sie eine Story, die alle Register der emotionalen Gefühlspalette nutzt. Die phantastischen Elemente sorgen für Spannung. Alles in allem liegt mit diesem Buch ein kleines Juwel vor, das seinesgleichen sucht.