Mark Brandis 15: Aktenzeichen Illegal & 16: Operation Sonnenfracht (Hörspiel)

Nikolai von Michalewsky (Buch) & Balthasar von Weymann (Skript)
Mark Brandis 15: Aktenzeichen Illegal
Mark Brandis 16: Operation Sonnenfracht
Sprecher: Gerhard Hinze, Michael Lott, David Nathan u.a.
Folgenreich (Interplanar Productions), 2011, je 1 CD, 63 bzw. 68 Minuten Laufzeit, je ca. 9,99 EUR

Von Christel Scheja

Anders als sonst decken die neuen Folgen der „Mark Brandis“-Reihe nicht nur eines, sondern gleich zwei Bücher mit sehr unterschiedlichem Inhalt ab, was dieses Set umso interessanter macht.

In Folge 15, „Aktenzeichen Illegal“, lässt Mark Brandis wieder einmal die Menschlichkeit über das Gesetz siegen und bringt seine Karriere in Gefahr. Damit aber rettet er ein Leben und eine Liebe. Grischa Romen überrascht seinen Freund nämlich mit der Tatsache, heiraten zu wollen. Die Auserwählte ist eine Bürgerin der VOR – die Astrophysikerin Ko Ai, die aufgrund von Verhandlungen in Metropolis weilt. Alles scheint glatt zu gehen – bis zu dem Moment, in dem durch die Zusammenstellung der Heiratspapiere herauskommt, dass Ko Ai eigentlich gar nicht das Recht hat, zu leben. Den Bürgern ihres Landes ist eigentlich nur ein Kind erlaubt, die Eltern aber haben die junge Frau heimlich aufgezogen. So soll sie ausgewiesen und ihrem Schicksal zugeführt werden – dem Tod. Das aber kann Mark nicht zulassen – und riskiert alles.

Folge 16 „Operation Sonnenfracht“ ist der Auftakt zu einem größeren Handlungsbogen. Ein folgenschweres Erdbeben in Los Angeles, das Hunderttausenden von Menschen das Leben kostet, erinnert die Wissenschaftler an ein anderes Problem und eine schwere Sünde der Vergangenheit. Auch am Kilimandscharo zeigen sich ähnliche seismische Aktivitäten – und im dem scheinbar erloschenen Vulkan lagert Atommüll. Nun ist guter Rat teuer, denn ein Ausbruch des Feuerbergs kann Afrika für immer verseuchen. So wird Mark Brandis nach Kenia geschickt, um eine Lösung zu finden, auch wenn er aufgrund von ernsten Eheproblemen nicht ganz bei der Sache ist.

Tatsächlich sind die Folgen nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch unterschiedlich. Während „Aktenzeichen Illegal“ nur dann aufwendige Soundeffekte besitzt, wenn es eine Verfolgungsjagd gibt, sind in „Operation Sonnenfracht“ umso mehr zu finden, da nicht nur der Auftakt actionreich ist. Aber in beiden Folgen stehen wieder die Menschen im Vordergrund, und nicht die Technik oder gar das Abenteuer.

Die Sprecher verkörpern ihre Rollen inzwischen so gekonnt, dass man die Figuren schon vor Augen hat. Man fühlt und leidet mit ihnen, wenn sie in Gefahren geraten und schmunzelt über gelegentliche Witze.

Auch wenn „Aktenzeichen Illegal“ ein ernstes Thema hat, das auch heute noch auf gewisse Weise aktuell ist, so wirkt die Folge doch leichter und beschwingter. Das liegt nicht zuletzt an den Dialogen zwischen Mark und Grischa, bevor die Bombe platzt, oder das illegale Verhör, bei dem sich der Commander sehr eigensinnig einem Verhör widersetzt.

Viel mehr unter die Haut geht aber „Operation Sonnenfracht“, denn auch wenn noch keine Regierung auf die Idee gekommen ist, Atommüll in einem Vulkankrater zu lagern, so erinnern doch auch Erdbeben wie in Japan daran, was passieren kann, wenn die Natur sich aufbäumt. Die Aussagen sitzen jedenfalls und regen auch in der Hörspielfassung zum Nachdenken an. Der Wettlauf gegen die Zeit ist spannend in Szene gesetzt, man kommt in der zweiten Hälfte der Folge kaum zum Atmen, wenn man sich in die Figuren versetzt. Als besondere Würze kommt die selbstgemachte Ehekrise zwischen Mark und Ruth dazu, die auch noch weitere Kreise zu ziehen scheint. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit einigen Personen aus früheren Folgen und einen dramatischen Cliffhanger, die die Wartezeit auf die nächsten Folgen schwer machen wird.

Dadurch, dass jeweils eine CD ein Buch abdeckt, ist die Handlung diesmal sehr gestrafft und die Geschehnisse folgen Schlag auf Schlag. Das tut der Spannung sehr gut und macht beide Folgen zu einem kurzweiligen Hörgenuss ohne Abstriche, wenn man einmal von dem bösen Cliffhanger am Ende von „Operation Sonnenfracht“ absieht.