Laini Taylor: Der verbotene Kuss (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 29. Mai 2011 11:23

Laini Taylor
Der verbotene Kuss
(Lips Touch: Three Times, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Andreas Helweg
Titelgestaltung von zeichenpool unter Verwendung eines Fotos von iStockphoto/Lukasz Laska; Shutterstock (Arvind Balaraman, Peter Waters)
51 Farbillustrationen (Weiß-Rotbraun-Grau-Schwarz) im Innenteil von Jim Di Bartolo
cbt, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 384 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-570-30700-7
Von Petra Weddehage
Laini Taylors Jugendbuch enthält drei wunderschöne Geschichten über drei außergewöhnliche Mädchen und drei magische Küsse.
„Koboldsfrüchte“:
Kizzy sehnt sich danach, endlich ihren ersten Kuss zu bekommen. Dieses Ereignis scheint jedoch in ferner, ferner Zukunft zu liegen. Das Mädchen wäre so gern diejenige, die auf dem Schoß des hübschesten Jungen der Schule sitzen würde. Leider ist dieser Platz schon von einem blonden ‚It-Girl‘ belegt, dem die Schüler aller Klassen Bewunderung entgegenbringen. Die Jungs vergöttern den coolsten Boy der Schule, weil sie davon träumen, dass die blonde Schönheit auf ihrem Schoß säße, und alle Mädchen wiederum bewundern Blondie, weil sie dort sitzt, wo auch sie gern wären. Kizzy bemerkt gar nicht, dass sie selber alles andere als unscheinbar ist. Das ändert sich, als ein neuer Junge auf ihre Schule wechselt. Er ist cool, sieht super aus – und er will nur eins: Kizzy. Alles könnte so schön sein, wäre da nicht die verstorbene Großmutter des Mädchens, die ihr noch aus dem Grab eine Warnung zukommen lässt.
„Die Würze bezaubernder kleiner Flüche“:
Seit Jahren schon feilscht Estella mit dem Dämon Vasudev um die Seelen der Kinder. Dieser ist ein widerlicher Typ und verlangt auch immer einen Preis. Dabei lässt er sich so Einiges einfallen. Sein krankes Hirn brütet die wahnsinnigsten Ideen, aus wenn er um das Überleben der Kinder mit Estella verhandelt. Er lässt 20 statt 10 Kinder ein schlimmes Erdbeben überleben, dafür ist aber eines der überlebenden Kinder auf ewig dazu verdammt, sich nie verlieben zu können – oder ähnliche kranke ‚Späße‘. Eines Tages verlangt er für die Rettung vieler Kinder einen wahrlich furchtbaren Preis. Ein Säugling, ein Mädchen, dürfe nie einen Laut von sich geben, sonst sollen alle, die sich in ihrer Nähe aufhalten, sterben. Estella geht schweren Herzens auf den Handel ein. Darüberhinaus versucht sie alles, um das kleine Mädchen und seine Umgebung vor den Auswirkungen des Fluchs zu schützen. Sie spricht einen Bann über die Kleine aus, dass sie nur dann wieder sprechen soll, wenn sie ihren ersten Kuss bekommt. Anamique wächst heran, und schließlich tritt jemanden in ihr, Leben den sie auf jeden Fall küssen will. Vasudev lacht sich ins Fäustchen und freut sich schon auf die neuen Seelen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als Dämon denkt.
„Dämonenbrut“:
Mab und ihre Tochter Esmé führen ein zurückgezogenes aber schönes Leben. Mab unterrichtet ihre Tochter im Nähen kunstvoller Kleider, sie lehrt sie Geige spielen und nimmt sie mit ins Theater. Um ihren Unterhalt brauchen sie sich nicht zu sorgen. In schöner Regelmäßigkeit werden Salzstreuer geliefert, die Diamanten enthalten. Alles ist wunderbar, doch Esmé reift heran. Eines Morgens, kurz vor ihrem vierzehnten Geburtstag, passiert etwas Unglaubliches: Das eine Auge des Mädchens wird plötzlich blau. So blau wie das der Wölfe, die auf einmal in ihrer Nähe auftauchen und deren Heulen Esmé an einen Kuss denken lässt, den sie nie erhalten hat. Mab ahnt, dass ihr ruhiger Alltag in Gefahr ist und flieht mit ihrer Tochter, doch der geheimnisvolle, charismatische Mihai ist den Frauen schon auf den Fersen, um ein Vermächtnis einzufordern. Mab entschließt sich daher, Esmé die Geschichte ihres Lebens zu erzählen. Diese ist unglaublich, gefährlich, phantastisch und zugleich sehr traurig.
Laini Taylor schafft es wie kaum eine andere Autorin, die Leser mit ihren Erzählungen zu fesseln – man könnte süchtig werden nach ihren Büchern. Man denke nur an ihre Geschichten über „die Elfen von Dreamdark“. Unnachahmlich zieht sie das Publikum in ihren Bann und lässt es in Welten eintauchen, die voller Magie und Mythen sind und in der es vor phantastischen Wesen nur so wimmelt. Dabei bedient sie sich durchaus des reichen Sagenschatzes verschiedener Völker. Wundervollerweise bringt sie die interessanten Kreaturen dieser Geschichten in einen neuen Kontext und verführt ihre Leser dazu, das sie nur eins sagen möchte: Erzähl uns doch noch eine Geschichte, Laini.
Die großartigen Storys von Laini Taylor sind aber noch lange nicht alles, was diesen Band zu einem kleinen Juwel macht. Die herrlichen Zeichnungen ihres Ehemannes Jim di Bartolo vervollständigen ihre Geschichten. Wie in ihren anderen Werken steuert er sein künstlerisches Talent in Form von realistischen Ton-in-Ton-Zeichnungen bei. Die roten Kapitelüberschriften, Anfangsbuchstaben und Seitenzahlen sind eines seiner Markenzeichen. Ein so schön gestaltetes Buch mit so vielen Illustrationen und Farbtupfern findet man selten.
Alles in allem fällt dieses Buch unter die sogenannte All-Age-Rubrik, da die Geschichten auf ein breit gefächertes Publikum jedweden Alters und Geschlechtes abzielen. Wer phantastische Erzählungen mit interessanten Protagonisten mag, wird auch dieses Buch zu schätzen wissen. Für einen Taschengeld freundlichen Preis von 9,99 EUR bekommen Leseratten reichlich Lesestoff geboten.