J. W. Ocker: Finstere Versprechen: 30 unheimliche Sekten und Kulte - wie sie uns fangen und manipulieren (Buch)

J. W. Ocker
Finstere Versprechen: 30 unheimliche Sekten und Kulte - wie sie uns fangen und manipulieren
(Cult Following, 2024)
Übersetzung: Christine Heinzius
Goldmann, 2025, Taschenbuch, 320 Seiten, 14,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

J. W. Ocker ist ein mit dem Edgar Award ausgezeichneter Reiseschriftsteller, Horror-Autor und Blogger. Mit seinem Buch „Finstere Versprechen: 30 unheimliche Sekten und Kulte - wie sie uns fangen und manipulieren“ wendet er sich einem nicht minder grusligen, aber leider auch sehr realen Thema zu.


Manchmal schießen sie über Nacht aus dem Boden, zentrieren sich um eine Person und leben eine gewisse Zeit zu ungeahnter Größe auf, bis sie genauso schnell wieder zusammenfallen oder mit einem Paukenschlag enden.

Gemeint sind Sekte und Kulte, die Menschen mit einem Versprechen auf ein besseres Leben, eine Hoffnung oder auch Erfüllung von Träumen ködern und oft sehr stark mit Religion und Ufo-Glauben zu tun haben.

In den letzten Jahren haben solche Gruppen immer wieder Schlagzeilen gemacht, sei es durch Massen(selbst)morde, Gewalt und Grausamkeiten an Mitgliedern oder von diesen verübten Verbrechen. Heaven‘s Gate oder die Manson Family sind dabei unvergessen. Aber der Autor gräbt noch viel mehr von diesen seltsamen Gemeinschaften aus, die im Laufe der letzten beiden Jahrhunderte vor allem in den USA entstanden sind und von denen Europäer vermutlich noch nie gehört haben.

Oft sind es Einzelpersonen, die durch Visionen geplagt anfangen, in ihrem Umfeld darüber zu reden und predigen, so dass sie nach und nach immer mehr Anhänger um sich scharen. Und dann verwandelt sich der vermeintliche Glaube schnell in Manipulation der Gruppenmitglieder, um persönliche Vorteile daraus zu ziehen. Nicht selten, gerade wenn die Sekten-Anführer Männer sind, kommt auch noch eine sexuelle Note dazu. Dabei scheint es fast schon egal zu sein, ob die Menschen an Aliens und überirdische Wesen oder an Gott glauben wollen.


Der Autor zeigt damit an Beispielen auf, wie schnell sich Menschen ohne Perspektive oder mit vielen Ängsten manipulieren lassen und welche Folgen das haben kann. Zwar sind die meisten Kulte nur Eintagsfliegen, aber leider nicht alle. Und in der Gegenwart erkennt man so manche Ähnlichkeit zu Kulten, die heute am Florieren sind und mehr ins Leben der Menschen eingreifen als man denkt.

Vielleicht sind diese Kulte und Sekten auch nur die auffälligen und abgedrehten Ausprägungen manipulierten Glaubens, gerade in einem Land wie Amerika, in dem gerade die MAGA-Bewegung und viele extreme evangelikale Gruppen immer mehr in das Leben eingreifen.

„Finstere Versprechen: 30 unheimliche Sekten und Kulte - wie sie uns fangen und manipulieren“ mag sich zwar mit Gruppen aus der Vergangenheit beschäftigen, zeigt aber durch die vielen Beispiele auch, wie präsent das Thema in einer Zeit wie heute ist, ohne es direkt anzusprechen. Das macht die Beschreibungen umso interessanter und den Leser vielleicht aufmerksamer.