Annette McCleave: Gefährlich wie ein Engel – Wächter der Seelen 1 (Buch)

Annette McCleave
Gefährlich wie ein Engel
Wächter der Seelen 1
(Drawn Into Darkness, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Barbara Imgrund
Titelgestaltung von ZERO Werbeagentur unter Verwendung eines Motivs von Finepic
Knaur, 2010, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 396 Seiten plus 8 Seiten Leseprobe aus Annette McCleaves „Verlockend wie ein Dämon“, 9,99 EUR, ISBN 978-3-426-50785-8

Von Irene Salzmann

Pater Lachlan MacGregor wurde zum Wächter der 14-jährigen Emily Lewis bestimmt. Dadurch lernt er deren Mutter Rachel kennen und verliebt sich in sie, sehr wohl wissend, dass er sie durch seine Gefühle nur in Gefahr bringt und es keine Zukunft für sie geben kann. Obwohl er es will, kann er die Distanz nicht wahren, denn beide brauchen ihn.

Rachel sehnt sich nach Liebe, und Em benötigt eine Vaterfigur, denn ihr Erzeuger ist ein Mistkerl und ihr älterer Freund Drew ein Dämon, obendrein jener Verlockungsdämon, durch den Lachlan vor Generationen seine Familie verlor. Drew ist hinter einem wertvollen Relikt her, dem Linnen, mit dem sich Pontius Pilatus die Hände trocknete. Doch wie passt Em in dieses böse Spiel? Es dauert lange, bis Lachlan herausfindet, was an dem Mädchen so besonders ist, dass sich auch seine Chefin, der Tod, für Em interessiert. Längst jedoch ist der aufmüpfige Teenager auf Drews Einflüsterungen erlegen und plant, Suizid zu begehen. Lachlan und Rachel sollen bei dieser Inszenierung hilflose Zuschauer sein, bevor sie ebenfalls sterben...

Annette McCleave bedient sich des derzeit populären Engel-Dämonen-Konflikts, um einen spannenden Mystery-Roman zu verfassen, der trotz deutlicher romantischer Szenen auch für eingefleischte Genre-Fans unterhaltsam zu lesen ist, da die Handlung und die phantastischen Elemente nicht zu kurz kommen. Zentrale Figuren sind die titelgebenden „Wächter der Seelen“, allen voran Lachlan MacGregor, den eine tragische Vergangenheit zu einer Art Sammler der Seelen machte, die er in himmlische Gefilde schicken soll, bevor die Dämonen sie erwischen und in das Reich des Teufels bringen. Was ihm einst widerfuhr, wird häppchenweise enthüllt, denn diese Tragödie motiviert sein ganzes Handeln und führt schließlich auch zum Showdown mit seinem Erzfeind Drusus.

Unterstützung erhält er von Rachel, die sich in ihn verliebt und ihre Tochter Em beschützen will. Sie geht viele Kompromisse ein, um Lachlan nahe sein, ihm vertrauen und letztlich helfen zu können. Dabei erweist sie sich als mutig und ideenreich in einer schier ausweglosen Situation. Auch wenn man ihr Verhalten mit (Mutter-) Liebe begründet, so vertraut Rachel manchmal schon zu blauäugig den phantastischen Behauptungen anderer aus einem Bauchgefühl heraus. Dasselbe gilt für die Momente, in denen sie sich Lachlan bedingungslos hingibt. Die Tochter befindet sich in Lebensgefahr, und die potentiellen Retter haben Sex, um für ein paar Minuten abschalten zu können?! Das wirkt ziemlich unglaubwürdig, aber genau das will die Zielgruppe lesen, und damit würzt man die weniger spektakulären Kapitel, selbst wenn das Buch diese billige Masche nicht nötig hätte.

Em wird in dieser Geschichte als Mittel zum Zweck und für eine spätere Verwendung aufgebaut, während Drew als absolut böser, übermächtiger Feind fungiert, der in mehr als nur einer Hinsicht für Lachlan eine Herausforderung darstellt. Leider werden Em und Drew kaum farbiger als Lachlans Helfer dargestellt. Die anderen Wächter rücken vermutlich in den kommenden Bänden der Reihe nach in den Mittelpunkt, wie man es zum Beispie von Serien wie Lara Adrians „Midnight Breed“ oder Lynsay Sands „Argenau“ kennt.

„Gefährlich wie ein Engel“ ist packend und sehr unterhaltsam, so dass man viel Freude an der Lektüre hat, die dankenswerterweise auch eine echte Handlung bietet. Die erotischen Szenen wirken zwar wie ‚nachträglich hinein geschrieben‘, weil dies gerade der Trend ist, aber das stört kaum. Fans der Paranormal Romance werden von diesem Titel genauso begeistert sein wie die Leser phantastischer Romane, die eine interessante Story wünschen und Archetypen nicht verübeln.