Ralf H. Dorweiler: Die Farbe des Bösen (Buch)

Ralf H. Dorweiler
Die Farbe des Bösen
Ein Fall für Rieker und Ahrens 2
Goldmann, 2025, Taschenbuch, 416 Seiten, 14,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Auch wenn es in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts bereits staatliche Maßnahmen gab, um Arbeiter mehr zu schützen und den Sozialdemokraten Wind aus den Segeln zu nehmen, so wurde doch immer noch ordentlich Schindluder getrieben, der idealen Nährboden für Verbrechen bot. Und genau in einem solchen Szenario siedelt Ralf H. Dorweiler auch seinen zweiten Krimi um Criminalkommissar Rieker und Johanna Ahrens an. Es dreht sich alles um „Die Farbe des Bösen“.


Die Tochter von Richter Ahrens hat sich in einen Sozialdemokraten verliebt und begleitet ihn deshalb auch zu einer Demonstration vor einer Tapetenfabrik. Dort beobachtet sie allerdings, wie zwei Männer eine Leiche wegschaffen und teilt dies Criminalcommissar Rieker mit, der tatsächlich der Sache nachgeht.

Und schon bald fallen ihm tatsächlich einige Unstimmigkeiten auf. Er macht sich daran, mehr herauszufinden, etwas, was allerdings durch Johanna erschwert werden könnte, die sich als Arbeiterin in die Fabrik eingeschlichen hat. Gemeinsam kommen sie aber so schon bald dunklen Machenschaften auf die Spur.


Auch wenn der Roman in einen größeren Kontext eingebunden zu sein scheint, so ist er doch auch unabhängig lesbar, weil der eigentliche Fall für sich stehen kann und entsprechend abgeschlossen wird. Die Andeutungen am Rande und eine weitere Handlungsebene sind da eher vernachlässigbar, auch wenn sie natürlich neugierig auf die Fortsetzung machen.

Die Atmosphäre ist auf allen Ebenen stimmig und lebendig, sei es nun in der Welt von Johanna Ahrens, die sich mit den Konventionen und Regeln einer jungen Frau aus besserem Hause herumschlagen muss, aber eigentlich am liebsten daraus ausbrechen würde. Oder in den Fabriken, in denen Arbeiter sich Einiges gefallen lassen müssen, gerade wenn es noch keine Gewerkschaft gibt. Und nicht zuletzt existieren auch die Gauner, die Menschenleben für den eigenen Profit gefährden und mit unlauteren Mitteln arbeiten.

Das alles wird zu einem spannenden und komplexen Mordfall verwoben, der schon bald größere Ausmaße annimmt als gedacht und dabei sehr herausfordernd für alle Parteien wird. Denn die Geschichte zieht wesentlich weitere Kreise als vermutet.

Immerhin löst sich das Ganze gelungen auf und lässt zumindest in dieser Hinsicht den Leser zufrieden zurück. Man merkt zudem, dass sich der Autor gut informiert hat und die entsprechenden forensischen Methoden deshalb auch anschaulich erklären kann.

So ist „Die Farbe des Bösen“ ein spannender und unterhaltsamer historischer Kriminalroman, der den Zeitkolorit des ausgehenden 19. Jahrhundert atmet und dabei auch interessante Details präsentiert.