Kai Meyer: Das Antiquariat am alten Friedhof (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 08. November 2025 14:53

Kai Meyer
Das Antiquariat am alten Friedhof
Knaur, 2025, Hardcover, 512 Seiten, 24,00 EUR
Rezension von Gunther Barnewald
Dieser Roman ist die vierte, völlig in sich abgeschlossene Erzählung Kai Meyers, welches das sogenannte Graphische Viertel in Leipzig als Hintergrund hat.
Diesmal spielt die Geschichte auf drei Handlungsebenen, einmal im Jahr 1930 rund um das Graphische Viertel, und dann noch im Jahr 1945 (in den Ruinen von Leipzig) und schließlich noch auf einer Bahnstrecke durch die Karpaten im Rumänien des Jahres 1944.
Dieser Roman ist die vierte, völlig in sich abgeschlossene Erzählung Kai Meyers, welches das sogenannte Graphische Viertel in Leipzig als Hintergrund hat.
Diesmal spielt die Geschichte auf drei Handlungsebenen, einmal im Jahr 1930 rund um das Graphische Viertel, und dann noch im Jahr 1945 (in den Ruinen von Leipzig) und schließlich noch auf einer Bahnstrecke durch die Karpaten im Rumänien des Jahres 1944.
Ausgangspunkt für die Geschichte des Jahres 1930 ist wieder das einst berühmte Graphische Viertel in Leipzig, in dem viele Verlage ansässig waren, Buchbinder ihre Geschäfte hatten, Lagerhallen für Bücher standen und auch Antiquariate existierten. Hier verdienten früher viele Menschen ihr Geld mit dem und rund ums Buch, bis, bei der Bombardierung 1943, dieses Viertel fast völlig vernichtet wurde.
Erzählt wird die Geschichte hauptsächlich aus der Sicht zweier Personen.
Im Jahr 1930 ist dies der junge Felix Jordan, der, ebenso wie seine Freunde Julius, Eddie und Vadim, aus gutem Haus stammt und sich die Zeit bei Treffen im Antiquariat des Freundes Vadim vertreibt. 1945 kommt Felix, mittlerweile seit einigen Jahren US-amerikanischer Staatsbürger, nach einem kurzen Abstecher auf die griechische Insel Patmos, nach Leipzig zurück, um hier für den Geheimdienst die verborgene Bibliothek Adolf Hitlers aufzuspüren, aber auch, um den Spuren seiner Jugendliebe, Eddies Schwester Eva, die aber angeblich 1944 getötet worden sein soll, nachzugehen.
Eva ist auch die Protagonistin im Lazarettzug des Jahres 1944, der gerade, auf der Flucht vor der zurückweichenden Front, durch die Karpaten fährt, um verletzte Soldaten nach Deutschland zurückzubringen.
Diese drei Ebenen werden vom Autor immer in chronologischen Etappen erzählt, wobei der rumänische Handlungsstrang erst jenseits der Seite 200 beginnt. Vorher erfährt der Leser viel über die jungen Freunde, deren Beschäftigung (aus Langeweile haben sie begonnen, Bücher zu entwenden, welche Vadim dann an Kunden weiter verscherbelt; dabei schrecken die gerade mal volljährigen Jugendlichen auch vor Einbrüchen nicht zurück) und ihre Weltsicht.
Im Jahr 1945 wird der nun deutlich ältere Felix bei seinen Nachforschungen mit einer Mordserie konfrontiert, die es wohl schon viele Jahre gibt. Ein literarisch interessierter Serienmörder treibt sein Unwesen, aktuell in Leipzig. Zudem geht es um ein geheimes Buch, welches nur einmalig auf der Welt existiert und hinter dem esoterisch orientierte Menschen her sind, enthält es doch angeblich Nachrichten aus dem Totenreich. Sogar der sowjetische Geheimdienst sucht auf Stalins Befehl hin nach diesem Werk.
All diese Sujets vermengt der Autor zu einer sehr atmosphärischen, aber doch etwas unausgegorenen Melange, deren Spannungsgehalt zwar in Ordnung, aber leider nicht überragend ist.
Das Buch ist zwar, was die historischen Details anbetrifft, sehr gut recherchiert, die Charaktere sind aber doch etwas flach geraten, die ganze Handlung ist nicht wirklich übermäßig interessant oder innovativ. Der Spannungsgehalt ist zwar da, hält sich aber in Grenzen, so dass das Werk wahrlich kein sogenannter Pageturner ist, man aber doch bequem bis zum Ende durchhält als Lesender.
Phantastische Elemente, die oft Meyers Werke beleben können, gibt es hier fast gar nicht (oder sind zumindest zu vernachlässigen).
Wer Meyers „Die Bibliothek im Nebel“ und „Das Haus der Bücher und Schatten“ zu schätzen weiß, dem wird bestimmt auch „Das Antiquariat am alten Friedhof“ gefallen. Ein zweites Meisterwerk wie „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ ist das vorliegende Werk aber leider wieder nicht geworden!
Und leider ist dieser Roman von allen vier Büchern, die der Autor rund um das graphische Viertel in Leipzig geschrieben hat, auch der deutlich schwächste.
Würde man nur dieses Buch kennen, dann wäre die Lektüre akzeptabel und (mit Einschränkungen) empfehlenswert, im Vergleich mit den anderen drei genannten Büchern fällt diese Geschichte aber doch deutlich ab.
Insgesamt zwar eine lesenswerte Erzählung, aber für die sonstigen Qualitäten des Autors eher schwach.