Gareth Brown: Die Gesellschaft für magische Objekte (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 24. Oktober 2025 18:00

Gareth Brown
Die Gesellschaft für magische Objekte
(The Society of Unknowable Objects, 2025)
Übersetzung: Charlotte Lungstrass-Kapfer
Heyne, 2025, Hardcover, 478 Seiten, 24,00 EUR
Rezension von Gunther Barnewald
Auf der Welt existieren einzelne Gegenstände, die magische Kräfte besitzen. Eine kleine Gruppe von Leuten, die sich „Die Gesellschaft für magische Objekte“ nennt und ihren Sitz in London hat, ist darauf spezialisiert, diese Gegenstände ausfindig zu machen und sicher zu verwahren, damit sie nicht missbraucht werden können. Zwei Männer und zwei Frauen gehören aktuell dieser Gruppe an, wobei sich eine der Frauen zurzeit etwas zurückgezogen hat, während die beiden Männer nicht sonderlich aktiv sind.
Als dann plötzlich im Nachlass eines reichen Millionärs in Hongkong eine magische Schachfigur entdeckt wird, ist es deshalb selbstverständlich die Aufgabe von Magda Sparks, der vierten im Bund, dorthin zu reisen, diese aufzuspüren und nach London zu holen.
In Hongkong werden Magda und ein örtlicher Helfer aber von einem Killer angegriffen, der Helfer scheinbar getötet. Magda gelingt die Flucht auf sehr spektakuläre Art und Weise. Doch der Killer bleibt ihr langfristig auf den Fersen und verfolgt sie bis nach London.
Hier kommt es zum großen Kampf auf Leben und Tod zwischen den Mitgliedern der Gesellschaft, dem Killer (einem Ex-Elite-Soldaten) und einem seltsamen „Mann“ namens Lukas, der scheinbar unsterblich ist und von äußerst rätselhafter Herkunft zu sein scheint, der ebenfalls alle magischen Artefakte an sich bringen will...
Obwohl man meinen könnte, die Geschichte würde hervorragend in die Viktorianische Ära passen, spielt sie in der Gegenwart (verschenktes Potenzial!) und scheint inspiriert von der US-amerikanischen Mini-Serie „Das verschwundene Zimmer“ (2006) zu sein. Leider gelingt es dem Autor nicht, die Atmosphäre derart mystisch aufzuladen, wie es der Serie dereinst so meisterhaft gelang.
Die Charaktere sind dagegen gut beschrieben, die Handlung ist flüssig und spannend erzählt. Genug Action bietet das Buch ohnehin, so dass sich kaum ein Lesender bei der Lektüre langweilen dürfte.
Trotzdem fehlt der Erzählung das gewisse Etwas, der ganz besondere Sense of Wonder, welcher den Roman über andere übliche Produkte aus dem Hier und Jetzt hinausheben würde. Dies dürfte vor allem daran liegen, dass der Autor die magischen Objekte, ihre Herkunft und Wirkweisen nicht kohärent und ordentlich fokussiert. Hier wirkt alles etwas beliebig. Wo die Fernsehserie einen gemeinsamen mystischen Ursprung der Objekte postulierte und die Suche nach des Rätsels Lösung über ihre Entstehung wie ein Krimi-Puzzle inszenierte (ohne jemals das Mysterium gänzlich zu enthüllen, was wirklich sehr clever war), überzeugen hier die magischen Objekte leider nicht wirklich.
Gut dagegen ist die Idee mit dem unheimlichen Lukas und seiner Herkunft (die hier natürlich nicht verraten werden soll!) und auch die Idee, wie ein solch omnipotent wirkender Gegner (vor allem weil wahrlich unsterblich) trotzdem besiegt werden könnte.
Insgesamt also eine zwar gut lesbare und packende Geschichte, deren Potenzial vom Autor aber leider nur sehr ungenügend ausgereizt wird.
