Lisa Brenner: Grün & Gold - Liebe in allen Farben 4 (Comic)

Lisa Brenner
Grün & Gold - Liebe in allen Farben 4
dtv, 2025, Hardcover 192 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Zwischenmenschliche Gefühle werden für die meisten Kinder und Jugendlichen ab der Pubertät zu einem wichtigen Thema, manchmal so beherrschend, dass sie den Kopf gar nicht mehr für anderes frei bekommen können. Das greift auch Lisa Brenner in ihrer Comic-Reihe „Grün & Gold - Liebe in allen Farben“ auf, in der sie die Reise einiger junger Internatsschüler verfolgt.


Weil er versucht hat, Henry zu küssen, ist Levi nun in der Krise und fragt sich, ob er schwul ist. Eigentlich möchte er gerne mit Piet darüber reden, aber der hat leider gar keine Zeit für ihn und ebenfalls große Probleme. Er ist zwar mit Thea zusammen, aber liebt er sie wirklich?

Denn als die beiden auf Pauls Geburtstagsfeier gehen, sieht er Lukas wieder, und das bringt ihn völlig durcheinander. Auf der einen Seite hat er Lukas für Thea fallengelassen, auf der anderen kann er doch nicht leugnen, dass da immer noch Gefühle für den Kindheitsfreund sind.


Da diese schon früh entstanden sind, wie man in kleinen Rückblenden merkt, ist die Entscheidung gar nicht so leicht. Auf der einen Seite würde er gerne wieder mit Lukas zusammen sein, auf der anderen möchte er auch Thea nicht weh tun. Aber wenn er auf den Freund nicht reagiert, dann tut er diesem weh.

Das Dilemma von Lukas ist etwas anders, aber nicht minder heftig. Und so umkreisen die beiden einander, ohne sich wirklich einzugestehen, was sie füreinander fühlen. Das ist dann letztendlich die große Geschichte, die im Mittelpunkt des Bandes steht.

Die anderen Protagonisten bekommen aber nicht minder Raum. Man erfährt auch, wie es bei ihnen weitergeht und lernt noch weiter Facetten von ihnen kennen. Das erhöht die Spannung und bereitet auch schon mögliche Themen im nächsten Band vor.

Letztendlich ist das Internatssetting zwar recht exklusiv, auf der anderen gibt es aber auch die Möglichkeit, die Dramen auf kleinem Raum und ohne die Einmischung der Eltern und Geschwister zu schildern.

Die Autorin geht dabei recht feinfühlig auf die Figuren ein und fängt das Chaos in deren Köpfen und Herzen sehr glaubwürdig ein. Dazu kommt ein liebenswerter Zeichenstil, der die verspielte und warmherzige Atmosphäre noch verstärkt. Die Geschichte dürfte gerade junge Leser, die im gleichen Alter sind, sehr ansprechen, da Lisa Brenner sehr gezielt auf deren Nöte und Ängste eingeht. Allerdings sollte man doch besser mit dem ersten Band einsteigen, da es erst einmal nicht ganz einfach ist, die Figuren und ihre Beziehungen zueinander zu verstehen, auch wenn das im Verlauf des Bandes besser wird.

„Grün & Gold - Liebe in allen Farben“ 4 erzählt von dem Wirrwarr der Gefühle bei Kindern, die anfangen zu Jugendlichen zu werden. Liebevoll, lebensnah und warmherzig greift die Künstlerin das Thema auf, das sich eben nicht nur in der heteronormen Form zeigt und damit auch die Jungs und Mädchen anspricht, die sich eben nicht oder nicht nur von dem anderen Geschlecht angesprochen fühlen. Ihnen macht sie nämlich klar, dass das etwas ganz Normales und Natürliches ist. Gerade in diesem Alter. Und öffnet so auch die Augen für mehr Queerness.