Kalie Cassidy: Das Lied der Tiefe (Buch)

Kalie Cassidy
Das Lied der Tiefe
The Siren Mage 1
(In the Veins of the Drowning, 2025)
Übersetzung: Franziska Wegmann
Heyne, 2025, Hardcover, 416 Seiten, 24,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Götter, die unter den Menschen wandeln, mit ihnen leben und sogar Nachkommen zeugen. Frauen mit machtvollen Gaben, die wie Sirenen vor allem Männer in den Untergang locken - die griechische Mythologie hält in vielen Formen Einzug in die Fantasy. Vor allem aufstrebende junge Romantasy-Autorinnen arbeiten mit den Motiven, wie sich auch in „Das Lied der Tiefe“ von Kalie Cassidy wieder einmal sehr eindrucksvoll zeigt.

 

Imogen Nel wächst nach dem Tod ihrer Familie am Hofe des tyrannischen Königs Nemea auf der Insel Seraf auf. Sie ist seinem Willen unterworfen und soll nun auf sein Geheiß, seinen Kommandanten Evander heiraten. Dumm nur, dass beide leidenschaftlich Sirenen jagen und sie leider auch die Ahnung hat, dass sie selbst eine ist.

Um sich selbst zu retten, muss sich die junge Frau auf einen Pakt mit dem feindlichen König Theodor einlassen. Zwar gelingt ihr die Flucht, aber schon bald weiß sie nicht mehr, wem sie trauen kann, denn auch andere Mächte zeigen auf einmal sehr großes Interesse an ihr. Nicht zuletzt beginnt auch der junge attraktive König mehr zu sein als ein Verbündeter.


Wie so oft bei diesen Geschichten dient auch hier die Fantasy mehr oder weniger nur als verschwommenes Setting, denn weder die Welt noch deren Geschichte oder Kulturen erhalten irgendeine Form von Profil. Letztendlich weiß man nur, dass einstmals die Alten Götter unter den Menschen wandelten und ihre Spuren hinterließen und nun noch die Reste der Nachkommen und niederen Götter um die letzten Fetzen an Macht kämpfen.

Und natürlich ist die Heldin erst einmal in einer ausweglosen Situation gefangen, in der sie nur in höchster Not selbst aktiv wird, aber dann doch immer wieder gerettet werden muss - von einem Mann, der eigentlich ebenfalls ihr Feind sein sollte, aber natürlich auch gute und anziehende Seiten hat.

Immerhin muss man der Autorin zugutehalten, dass die Geschichte zwar mit der körperlichen Anziehung spielt, es aber so gut wie gar nicht zu intimen Szenen kommt. Der Schwerpunkt der Geschichte geht um die Aufdeckung der Geheimnisse, die sich um Imogen und ihre Herkunft ranken und was sich daraus ergeben könnte. Gelegentlich gibt es Ansätze interessanter Idee, aber die werden leider so gut wie gar nicht ausgeführt.

Die Autorin mag zwar gekonnt mit all den Elementen umgehen, die dazu gehören und bietet eine flüssig erzählte Geschichte, die dramatisch alles Erwartungen erfüllt, aber leider bleiben neben dem Hintergrund auch die Figuren ziemlich blass, so dass man nicht wirklich besonderen Anteil an ihrem Schicksal nehmen mag. Gerade Imogen ist meistens weit entfernt von einer starken Heldin.

Die Spannung ist solide, wenngleich es auch kaum Überraschungen gibt und das Ende natürlich wieder mit einem sehr klassischen Cliffhanger aufwartet.

„Das Lied der Tiefe“ bietet sicherlich Fans dramatischer Romantasy mit Anklängen an die griechische Mythologie ein wenig Lesespaß, kommt aber leider über ein Mittelmaß nicht hinaus, da Vieles zu bekannt wirkt und auch Figuren wie Hintergrund erschreckend blass bleiben. Die Handlung ist zwar flüssig geschrieben, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck, wenn man einen höheren Anspruch hat, was Fantasy und Abenteuer betrifft.