Reinhardt O. Cornelius-Hahn (Hrsg.): Dinge, die des Nachts poltern (Buch)

Reinhardt O. Cornelius-Hahn (Hrsg.)
Dinge, die des Nachts poltern
Titelmotiv von Stephen Coburn
Projekte Verlag, 2010, Paperback, 232 Seiten, 13,30 EUR, ISBN 978-3-86237-243-0

Von Irene Salzmann

Das Cover zieht sogleich das Auge auf sich: ein dunkles Zimmer, in das nur durch einen Türspalt ein wenig Licht dringt und den Betrachter spekulieren lässt, was sich im Raum dahinter befindet, ob dort die „Dinge, die des Nachts poltern“, sind. Zahlreiche Autoren folgten dem Aufruf des Projekte Verlags und beteiligten sich an einem Gruselgeschichten-Wettbewerb. Die vierunddreißig besten Storys, die zwischen zwei und dreizehn Seiten lang sind, sind in der vorliegenden Anthologie auf 232 Seiten zu finden.

Alle Erzählungen spielen mit dem Unbekannten, dem Unheimlichen, das sich als nicht fassbare Bedrohung in das Leben des Protagonisten schleicht, ihn erschreckt und verwirrt, ihm das Verderben bringt oder ihn knapp davonkommen lässt. Dabei müssen die Phänomene nicht zwangsläufig übersinnlich sein; es gibt auch rationale Erklärungen. Oft bleibt es dem Leser überlassen zu entscheiden, was er glauben möchte.

Die Kürze der Texte spricht für sich. Man kann die Storys nach und nach genießen, mal diesen, mal jenen Titel, der einen gerade anspricht, herauspicken, nach der Lektüre innehalten und sich später dem nächsten zuwenden. Ein schnelles ‚Herunterlesen‘ ist eher nachteilig, da sich die Eindrücke verwischen könnten.

„Ade aus dem Jenseits“ sagt der tote Robby unverhofft zu Sabine Blumes Protagonistin, die nicht an seiner Beerdigung teilnehmen konnte, da sie im Krankenhaus lag.
In der Titelgeschichte von Margarete Cühnel treibt ein Poltergeist sein Unwesen. Kann man ihn wirklich durch ein wenig Hokuspokus vertreiben?
Silvia Friedrich bedient sich einer Figur aus einem Kinderbuch-Klassiker in „Die Nacht, in der ich Pippi Langstrumpf traf“.
„Der Türsteher“ von Holger Hermann erfüllt seine Pflichten gewissenhaft – und schafft sich dadurch Feinde.
In Hubert Kinzels „Totengesang“ geht es um Rache, die schon in einem Todesfall gipfelte. Der Täter ist aber noch nicht zufrieden.
Von Christa Krämer stammt die einzige Lyrik: „Nachtmär“.
Katja Lapps „Stella“ möchte nicht mehr mittelmäßig und unbeachtet ihr Dasein fristen. Warum kann nicht ein attraktiver Vampir – so wie im Film – auftauchen und sie zu Seinesgleichen machen?
„Der Pakt“ von Günter Suda ist nach drei Jahren abgelaufen, doch Satans Werkzeug zögert. Soll er wirklich zum Vollstrecker werden und seine Liebe ein zweites Mal und für immer verlieren?

Dies sind nur ein paar Beispiele für die in „Dinge, die des Nachts poltern“ gesammelten Storys. In ihnen agieren normale Menschen und keine Überhelden. Sie haben bekannte Probleme und Ängste, Hoffnungen und Träume. Auf spektakuläre Szenen wird weitgehend verzichtet; stattdessen rücken die kleinen Details in den Vordergrund, die die Geschichten nachvollziehbar machen.

Wer Freude an kleinen, abwechslungsreichen Alltags-Erzählungen um unheimliche Phänomene hat, sollte ruhig einen oder auch einen zweiten Blick in die Anthologie werfen.