Adolf Stark: Der Unsichtbare (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 09. Juni 2025 11:16

Adolf Stark
Der Unsichtbare
Kollektion Adolf Stark 1
Titelbild: Odile Redon
Edition Dornbrunnen, 2025, Taschenbuch, 152 Seiten, 10,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
In der kleinen, wohlfeilen Reihe „Dornbrunnen Taschenschmöker aus Vergangenheit und Gegenwart“ erscheinen immer wieder Entdeckungen zu einem unschlagbaren Preis.
Der Herausgeber der Reihe, Sven-R. Schulz, bemüht sich stets, zu Unrecht vergessene Autoren, aber auch unbekannte Werke bekannter Verfasser zu finden und seinen Leserinnen und Lesern zugänglich zu machen.
Mit dem vorliegenden Band beginnt - von Schulz selbst zusammengestellt - die „Kollektion Adolf Stark“. Im Nachwort berichtet der Herausgeber, soweit bekannt, vom Leben und Wirken Starks.
Insgesamt fünfzehn Geschichten warten darauf, dass wir uns Zeit für sie nehmen. Sie alle wurden Anfang des 20. Jahrhunderts in Tageszeitungen, Periodika sowie in der Reihe „Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens“ erstveröffentlicht.
In diesen erzählt der Verfasser von gar wundersamen, merkwürdigen und unerklärlichen Vorkommnissen, die seinen Protagonisten widerfahren. Das hat natürlich einen gewissen Charme - einfach, weil damals die Welt noch deutlich kleiner war als heute, alles entschleunigt vor sich ging und der Umgang miteinander von Respekt und Höflichkeit geprägt war. Auf uns wirkt dies heute antiquiert, aber auch anheimelnd.
Das Buch wird inhaltlich von einer Novelle geprägt. In „Doktor Svenson und seine Töchter“ lernen wir einen jungen Mediziner kennen. Aus verarmtem Hause stammend, hat er zwar promoviert, findet aber dennoch weder als praktizierender Arzt noch in der Forschung eine Anstellung. Da trifft es sich gut, dass ein Forscher, der mittlerweile auf einer Burg in Ungarn residiert, einen zweiten Gehilfen sucht. Als er die Stelle antritt, macht er die Bekanntschaft der beiden Töchter des Wissenschaftlers - und lernt den cholerischen Forscher kennen, der meint, das Heilmittel schlechthin gegen alle bakteriellen Krankheiten gefunden zu haben. Er braucht nur noch einen Freiwilligen, um das Mittel zu testen - den Pest-Erreger hat er bereits vorbereitet…
Das Ganze läuft zunächst recht unaufgeregt und vorhersehbar ab. Auch die inkludierte Liebesgeschichte bleibt dem Gewohnten verhaftet. Auffallend war für mich, dass Stark doch sehr differenziert auf die Nationalitäten eingeht. Hier merkt man dem Text seine Zeit an: Türken, Franzosen und Ungarn werden pauschal mit Charakter-Eigenschaften versehen, was heute undenkbar wäre. Dabei liest sich der Text - wie alle aufgenommenen Erzählungen - flüssig und unterhaltsam, lässt jedoch ein wenig das Besondere oder Eigenständige vermissen.
Insgesamt ein Büchlein, das uns einen Autor vorstellt, der zu seiner Zeit erfolgreich publizierte - und der auch heute noch zu unterhalten weiß.