Hallaway, Tate: Nicht schon wieder ein Vampir! (Buch)

Tate Hallaway
Nicht schon wieder ein Vampir!
(Tall-Dark and Dead)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Antje Görnig
Titelillustration von Shutterstock
Lyx, 2010, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 352 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8284-4

Von Carsten Kuhr

Was macht man als Hexe, wenn einem ein Killerkommando des Vatikans auf den Fersen ist? Richtig, man nimmt die Beine in die Hand, und rennt so schnell man kann.
Als Garnet Lacey zu ihrem Hexenzirkel kommt und all ihre Freundinnen in ihrem Blut liegen sieht, will sie, bevor sie das Hasenpanier ergreift, aber noch etwas anderes – Rache, die Mörder sollen für ihre ruchlose Tat büßen. So lädt sie eine Macht in ihren Körper ein. Lilith, die Göttin, verleiht ihr ihre Macht, von der vatikanischen Truppe bleiben nur mehr Leichen übrig.

Dies alles geschah vor rund drei Monaten, die anschließende Flucht führt unsere Hexe in die Provinz. Hier, weit abseits der Ballungsstädte der USA, hofft sie untertauchen zu können und Frieden zu finden. Als Geschäftsführerin für einen Esoterik-Shop verdient sie sich ihren Lebensunterhalt, dem Zaubern hat sie abgeschworen.
Doch ewig kann die Idylle nicht fortbestehen, und eines Tages überstürzen sich die Ereignisse einmal wieder.
Alles beginnt damit, dass ein charismatischer Mann, Sebastian von Traum, ihren Laden besucht und nach einer Alraune verlangt. Da er keine Aura hat, muss er tot sein, doch ein Vampir, der bei hellem Sonnenlicht durch die Straßen wandert, davon hat man noch nicht gehört.
Und Garnet kennt sich, was Vampire anbetrifft, aus – ihr Ex ist einer der Untoten, der sich ihren Spuren folgend inzwischen als Stricher für den Biss und mehr bezahlen lässt. Als dann auch noch eine vatikanische Agentin mit Nonnenballerinas an den Füßen und einer Knarre im Schulterhalfter auftaucht, weiß sie was die Stunde geschlagen hat.
Dass sie sich in Sebastian verliebt, dass dessen Sohn, ein Dhampir in Diensten der Kirche, auf sie beide Jagd macht, und ein uraltes magisches Rezept eine gewisse Rolle spielt, verleiht ihren so schon nicht gerade ereignisarmen Leben weitere Würze. Es kommt, wie es kommen muss, am Ende wird Garnet die Suppe, die sie sich eingebrockt hat auslöffeln müssen …

Eine neue Romance-Fantasy-Serie schickt sich an, die Bücherstuben der süchtigen Leserinnen zu erobern. Unsere Ich-Erzählerin nimmt den Leser auch gleich in einer charmanten, gleichzeitig sehr intimen Berichterstattung gefangen. Das wirkt sehr spritzig, offenbart überraschend Humor und zehrt neben den packend aufgezogenen Kampfszenen vornehmlich von der Rivalität der Vampire um die Zuneigung unserer Hexe.
Voller Elan rauscht unsere Heldin dabei von einer emotionalen Verwerfung in die nächste, verfällt mal den Reizen des neuen Lovers mit Dreieckoberkörper, dann wieder der lasziven Ausstrahlung ihres verflossenen Nachtgeschöpfes, kabbelt sich mit der ihren Körper immer wieder einmal übernehmenden Göttin und versucht in all dem Tohuwabohu nicht gänzlich unterzugehen.

Das ist nett und flüssig zu lesen, macht Spaß ohne dass sich der Leser – pardon: die Leserin – mit allzuviel Tiefgang aufhalten müsste.