K. A. Linde: The Wren in the Holly Library - Der Kuss des Zaunkönigs (Buch)

K. A. Linde
The Wren in the Holly Library - Der Kuss des Zaunkönigs
Oak & Holly 1
(The Wren in the Holly Library - 2024)
Übersetzung: Sigrun Zühlke
Heyne, 2025, Hardcover, 574 Seiten, 24,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Vor einigen Jahren kamen sie zum Vorschein - die Rede ist von den übernatürlichen Wesen. Vampire, Werwölfe und Co. hatten ihr Coming-out, und die darauffolgenden Monate wurden blutig, nach dem Motto: Das Buffet ist eröffnet, die Jagd auf die Menschen beginnt - macht sie nieder, nehmt Rache für Jahrhunderte des Versteckens.

Erst ein Abkommen sorgte dafür, dass das Schlachten ein Ende fand. Seitdem leben Menschen und Übernatürliche - zumindest mehr oder weniger - gesetzlich geregelt nebeneinander her, wenn auch nicht miteinander.

Kierse verlor in dieser Zeit nicht nur ihre Eltern, sie musste auch lernen, sich allein durchzuschlagen. Eine Diebesbande nahm sie auf - doch als sie aussteigen wollte, wurde sie beinahe zu Tode geprügelt. Seitdem ist sie allein und auf eigene Rechnung unterwegs.

Als sie in das Haus eines Unbekannten einbricht, um einen Ring zu stehlen, wird sie ertappt. Schlimmer noch: Der Warlord - auch bekannt als Hexenmeister - ist nicht der Einzige, der hinter ihr her ist. In seinem Auftrag soll sie eine Lanze stehlen - und das ausgerechnet bei der brutalsten Bande, die in der Stadt ihr Unwesen treibt… und die sie bereits ins Visier genommen hat.


Romantasy ist derzeit das große Thema, das - oftmals fast im Alleingang - die Verlage verkaufstechnisch über Wasser hält. Jeder große Publikumsverlag ist inzwischen in diesem Bereich vertreten und weiß: Leserinnen und Leser goutieren entsprechendes Lesefutter. Ebenso ist klar, dass ohne eine besondere äußere Gestaltung an den Kassen der Buchhandlungen kaum noch etwas geht. Hier haben sich die Großverlage ein Beispiel an den Nischenverlagen genommen, die bereits früher auf hochwertig gestaltete Ausgaben setzten - sprich: Ohne Farbschnitt, Page-Overlays etc. geht heute fast nichts mehr.

So erwartet die Käuferin beziehungsweise den Käufer auch bei diesem Buch eine aufwendige Gestaltung. Neben floralem Buchschnitt wurde der Umschlag auf strukturiertem Papier gedruckt.

Inhaltlich orientiert sich die Autorin am Bewährten: eine dystopische Welt mit übernatürlichen Wesen, die mühsam durch Regeln im Zaum gehalten werden. Unsere Heldin und ihr Auftraggeber spielen das alte Spiel „Enemies to Lovers“, es gibt böse - nein, wirklich fiese - Gegner, jede Menge Kämpfe, Geheimnisse und gefährliche Situationen en masse. Das Tempo ist ebenso hoch wie die Action.

Der Roman liest sich angenehm flüssig, ohne jedoch deutlich aus der Masse vergleichbarer Titel herauszustechen. Stilistisch eher schlicht gehalten, sind die Figuren recht oberflächlich gezeichnet. Dennoch sorgt der Spannungsbogen rund um den Diebstahl, die Geheimnisse des Warlords sowie die Bedrohungen durch die Gegner für anhaltende Faszination.

Das klingt auf den ersten Blick vielleicht etwas negativ, liest sich aber durchaus unterhaltsam und braucht den Vergleich mit anderen Vertretern des Genres nicht zu scheuen.

Wer das Subgenre mag, wird hier nicht enttäuscht. Der Auftakt des Zweiteilers - der abschließende Band ist für März 2026 bei Heyne in Vorbereitung - bietet abwechslungsreiche und kurzweilige Unterhaltung, lässt allerdings ein wenig Tiefe und Charakter-Entwicklung vermissen.