Sofie Dany: Gespielin, Geliebte und gleichzeitig Hure (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 13. Mai 2025 08:38

Sofie Dany
Gespielin, Geliebte und gleichzeitig Hure
Blue Panther Books, 2023, Taschenbuch, 162 Seiten, 12,90 EUR
Rezension von Irene Salzmann
Das Pseudonym Sofie Dany steht für eine Autorin in den Dreißigern, die bei Blue Panther Books bisher die Romane „Heiße Kurven“, „Du machst mich willenlos“ sowie „Gespielin, Geliebte & gleichzeitig Hure“ veröffentlicht hat. Sie sagt von sich, dass es ihr ein Anliegen ist, auch die Probleme, Hemmungen, Wünsche und Erfahrungen molliger Frauen abzubilden - aber nicht nur. Im vorliegenden Band erfüllt sie die gängigen Erwartungen des Publikums, indem sie zur Identifikation attraktive Charaktere anbietet, die andere bekannte Konflikte bewältigen müssen.
Eigentlich ist Linnea keine Frau, die Geschlechtsgenossinnen den Mann wegnehmen will, doch als sie Jesper kennenlernt, ist es um beide geschehen. Und was heißt „Wegnehmen“, wenn diese Ehe, aus der ein mittlerweile erwachsener Sohn hervorgegangen ist, nur noch auf dem Papier besteht, sich jedoch nicht so leicht beenden lässt, weil Jespers Existenz auf dem Spiel steht, er bei einer Scheidung die Hälfte seines Besitzes verlieren würde: Haus, Firma, Vermögen.
Notgedrungen fügt sich Linnea in ein Arrangement, in dem sie sich als „Gespielin, Geliebte und gleichzeitig Hure“ fühlt, denn gewissermaßen ist sie immer bereit, wenn Jesper Zeit für sie hat und neue Sex-Spiele ausprobieren will, sie freut sich, dass er ihr regelmäßig versichert, nur sie zu lieben, aber wenn er sie mit Geschenken bedenkt, kommt sie sich käuflich vor, zumal seine Aufmerksamkeiten mit einem bitteren Beigeschmack einhergehen, denn treffen können sie sich bloß heimlich und fern von ihren Wohnungen, um nicht einem seiner Bekannten zu begegnen. Die gemeinsame Reise nach Ägypten hat er zuvor mit seiner Frau genossen, der Abend in einem schönen Lokal ist eine Entschuldigung, weil er nicht an ihrem Geburtstag bei Linnea sein konnte, und als sie an Weihnachten ein schönes Diner herrichtet…
Das führt natürlich immer wieder zu großen Enttäuschungen und Zweifeln. Soll Linnea wirklich die heikle Beziehung mit Jesper fortsetzen, der viel verspricht, jedoch keine Entscheidung trifft? Mitunter zeigt er wenig Empathie, indem er gar ein Video sendet, auf dem er und seine Frau auf einer Familienfeier schönste Eintracht demonstrieren.
Ausgerechnet bei Sören findet Linnea Verständnis und eine Schulter zum Anlehnen, obwohl er von Jesper ausschließlich als Sex-Partner ausgesucht wurde für eine ménage à trois und keinerlei Signale sandte, mehr zu wollen.
Sofie Dany siedelt ihre Handlung in Dänemark an, obwohl sich diese Geschichte überall ereignen könnte. Es handelt sich um den klassischen Stoff von einem Mann, der zwischen zwei Frauen steht, der Nutznießer eines spießbürgerlichen Familien- und Berufslebens auf der einen Seite ist und die Annehmlichkeiten einer geduldig auf ihn wartenden experimentierfreudigen Geliebten andererseits auskostet. Weder will er missen, was er sich durch harte Arbeit aufgebaut hat, noch auf die leidenschaftlichen Stunden mit der Frau verzichten, die ihn den Alltag vergessen lässt.
Die Geschehnisse werden aus Linneas Sicht geschildert, sodass vor allem das weibliche Publikum, selbst wenn es Ehebruch nichts abgewinnen kann, Einblicke in die Gefühlswelt der Hauptfigur erhält, eine Beziehung zu ihr aufbaut und infolgedessen an Freud und Leid Anteil nimmt.
Jesper und Sören erfüllen dabei ihre Rollen; der eine als guter Liebhaber und vordergründiger Frauenversteher, der auch für sich Verständnis erwartet, letztendlich jedoch ein Rosinen-Picker ist; der andere als Deus ex machina, der bloß ein Anhängsel für mehr deftige Abwechslung ist, aber auch für eine Überraschung sorgen könnte. Jespers Frau taucht lediglich als eindimensional gezeichneter Störenfried hin und wieder, selten persönlich auf. Am Rande zu erwähnen ist Linneas Tochter aus einer gescheiterten Ehe, die ihr eigenes Leben führt, der Mutter in der Not immer ein offenes Ohr leiht, darüberhinaus nicht aktiv eingreift.
So präsentiert sich das Buch als typische Leidensgeschichte einer hingehaltenen Geliebten, die, wann immer sie von Skepsis übermannt wird und den Schlussstrich ziehen will, stets aufs Neue den Versprechungen in den Armen des untreuen Ehemanns erliegt. Darüberhinaus passiert nicht viel, und das Ende bietet nicht, was man erwartet hätte, ist nicht mal ein richtiges. Davon und von den Klischees einmal abgesehen, liest sich das Buch unterhaltsam, da die Autorin in einem angenehmen Stil schreibt und die Leser mitnimmt.
Kann man sich für das Thema erwärmen, erhält man einen flüssigen Roman mit reichlichen Sex-Szenen, die nicht zu derb ausfallen und daher auch ein Publikum ansprechen, das romantische Dramen mit dem „gewissen Extra“ schätzt.