Marc Olden: Edgar Allan Poe muss sterben (Buch)

Marc Olden
Edgar Allan Poe muss sterben
(Poe Must Die, 1978)
Übersetzung: Susanne Picard
Festa, 2025, Hardcover, 570 Seiten, 36,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Mögen Sie historisch angehauchte Schauer-Romane? Nun, dann hätte ich vielleicht das Richtige für Sie.


Kennen Sie den Dämonenkönig Asmodeus? Ein wirklich unangenehmer Zeitgenosse, das kann ich Ihnen versichern! Und ausgerechnet dieser mächtige Dämon ist hinter einem Möchtegern-Magier her. Jonathan, so der Name des Verfolgten, weiß, dass er nur eine Chance hat zu überleben: Er muss, koste es, was es wolle, den legendären, verschollenen Thron Salomos finden.

Unter diesem - so die Legende - hat der biblische König die Bücher versteckt, die Gott ihm einst anvertraute. Bücher, in denen steht, wie man sich mittels magischem Ritual unsterblich machen, wie man dem Herrn der Hölle befehlen - und damit auch Asmodeus in seine Schranken weisen - kann. Herr über den Dämonenkönig – das wäre doch etwas.

Und so macht Jonathan sich auf, den Thron zu suchen. Dabei scheut er weder vor Erpressung noch vor Mord zurück; Opfer sind unter anderem der britische Boxer Figg, dessen Frau und Sohn den grausamen Ränkespielen Jonathans zum Opfer fielen, und Edgar Allan Poe, der verarmte und verachtete Poet, der nahe New York ein einsames Leben fristet.

Gezwungenermaßen müssen diese beiden so ungleichen Männer zusammenarbeiten, um dem Dämonenbeschwörer das Handwerk zu legen.


Wieder einmal hat Verlagsinhaber und Herausgeber Frank Festa eine Perle entdeckt und seinen Leserinnen und Lesern in der Reihe „Pulp Legends“ zugänglich gemacht.

Marc Olden nutzt hier geschickt zwei Protagonisten, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: hier der vereinsamte, introvertierte Edgar Allan Poe, dort der bodenständige Boxer, mit dem es das Schicksal so gar nicht gutgemeint hat. Nur zusammen können sie den Kräften des Magiers und dessen Einfluss, den er mittels Erpressung und Bestechung ausübt, entgegentreten. Rache ist eine starke Motivation - und Jonathan hat viel Schuld auf sich geladen.

So beginnt ein packend aufgezogenes Schauspiel, das ein wenig an David gegen Goliath erinnert: Hier unsere beiden schwer getroffenen Opfer, dort ihre Nemesis, dem scheinbar alles immer zufällt.

Interessant zu beobachten, wie die beiden, vom Naturell wie auch vom Bildungsniveau her so verschiedenen Männer, sich aneinander reiben – wie ihre anfängliche Antipathie peu à peu in Anerkennung, ja Respekt für den anderen mündet.

Figg, unser Mann fürs Grobe, ist dabei zunächst der Antreiber, doch auch der verschmähte und darbende Dichter bringt sich, sein Wissen und seinen Intellekt immer stärker in die Auseinandersetzung ein. Dabei ist unser Gespann wahrlich kein Ausbund an Höflichkeit und Friedfertigkeit. Beide sind sich nicht zu schade, auch zu drastischeren Mitteln zu greifen - Gleiches mit Gleichem zu vergelten.

Das hat viel von „Auge um Auge“ und wenig mit der anderen Wange zu tun.

Die Handlung wird immer packender, Olden hat zudem viel recherchiert, was man dem Plot anmerkt. Vor unseren Augen öffnet sich eine Welt der Dämonen, der Magier, die sich diese untertan machen wollen - und der Gefahren, die mit diesem Ansinnen verbunden sind.

So bleibt mir als Fazit, dass uns der Verlag einmal mehr einen fesselnden, kurzweiligen Roman anbietet, der mit interessant gezeichneten Figuren punktet, jede Menge Gefahren und Dramatik beinhaltet - und uns den Alltag vergessen lässt.