Black Bird 2 (Comic)

Kanoko Sakurakouji
Black Bird 2
(Japan, 2007)
Aus dem Japanischen von Burkhard Höfler
EMA, 2010, Taschenbuch, 190 Seiten, 6,50 EUR

Von Irene Salzmann

Die 16-jährige Misao Harada kann Geister sehen! Diese piesacken sie, seit sie zurückdenken kann, und es wurde mit den Jahren immer schlimmer. Seit ihrem Geburtstag gibt es nichts mehr, was die Kreaturen zurückhält, denn Misao ist jetzt alt genug: Wer sie zur Frau nimmt, dessen Clan erfährt großes Glück, und wer ihr Blut trinkt oder sie auffrisst, dessen Macht wächst. Prompt stellen sich allerlei Bewerber ein, aber keiner scheint selbstlose Motive zu haben …

… nicht einmal Kyou Usui, mit dem Misao als kleines Kind spielte, bis seine Familie fortzog. Er versprach ihr, eines Tages zurückzukommen und sie zu holen – und nun will er sein Versprechen einlösen. Allerdings hat Misao fast alle Erinnerungen an damals verloren und ist voller Zweifel, denn der attraktive Kyou ist ein Tengu und würde natürlich von einer Verbindung profitieren. Zwar riskiert er sein Leben, um Misao vor anderen Dämonen zu beschützen, aber das Mädchen weiß einfach nicht, was sie glauben soll.
Es wird auch nicht besser, als Kyou ihr seine Gefolgsleute vorstellt. Zu ihnen gehört Soujou, Kyous älterer Bruder, der eigentlich den Clan führen und Misao ehelichen sollte, aber eine Niederlage erlitt, die Kyou an die Spitze brachte. Schon bald stellt sich heraus, dass Soujou Kyou nicht verziehen hat, immer noch nach Macht strebt und Misao für seine Zwecke benutzen will – und arglos läuft sie in seine Falle …

Nachdem der erste Band vor allem im Schüler-Milieu spielte, verlagert sich nun die Handlung in das Anwesen der Usuis. Neue Akteure versammeln sich um die sympathischen Hauptfiguren Misao und Kyou, während die Charaktere aus den vorherigen Kapiteln keine Auftritte haben. Mit Soujou taucht ein weiterer Rivale auf, der, anders als der Kitsune Shuuhei Kuzunoha, nicht nur an Misao interessiert ist, sondern sich außerdem an Kyou rächen möchte.
Nahtlos geht die Handlung weiter. Misao hat die neuen Entwicklungen akzeptiert; sie hat Kyou auch mehr als nur gern, aber noch immer zweifelt sie an seiner Ehrlichkeit und fühlt sich bedrängt, wann immer er ihr Avancen macht. Aus diesem Grund lässt sie sich mit dem freundlich wirkenden Soujou ein, der ihre Erinnerungen zurückzuholen verspricht. Als sich die Falle schließt, lässt er die Maske fallen, und in Rückblenden sieht man aufschlussreiche Szenen von früher.
Diese unterstreichen, wie verschieden die Brüder sind und überzeugen zumindest den Leser, dass nicht Kyou der Bösewicht der Geschichte ist. Auch Misao möchte an ihn glauben, aber der ganze Hintergrund macht es ihr nicht leicht. In Folge befindet sich das Happy End noch in weiter Ferne – in Japan liegen 9 Tankobons vor, und die Reihe ist längst nicht abgeschlossen.
»Black Bird« ist ein romantischer Mix aus Fantasy und Mystery, der sich typischer japanischer Geisterwesen bedient. Zumindest bisher verharrte der Titel auf der Schwelle zwischen humorigen Kabbeleien, wie man sie in Serien wie »AAA« oder »Kamikaze Kaito Jeanne« zwischen den füreinander bestimmten Paaren beobachten kann, und sexuellen Handlungen, wie sie in »Desire@Max« oder »Virgin Crisis« zu finden sind. Wenn Misao verletzt ist, leckt Kyou ihre Wunden, um sie zu heilen – das Trinken von Blut verlieh bereits den alten Vampir-Romanen einen Hauch verbotener Erotik.
Auch die ansprechenden Zeichnungen zeigen nicht mehr als genau das. Es gibt keine wirklich expliziten Momente, aber EMA fährt trotzdem auf der sicheren Schiene und publiziert die Reihe unter dem Adult Label. Trotzdem, Leserinnen ab 13 Jahre bekommen nichts zu sehen, was anstößig ist, und sie dürften sich bestens unterhalten fühlen.

Mag man Serien wie »Yami no Matsuei«, »Butterfly«, »Ghost Hunt« oder »Pet Shop of Horrors«, sollte man auch einen Blick in »Black Bird« werfen. Vordergründig ist die Reihe zwar eine Liebesgeschichte, die übers Händchenhalten hinaus geht, aber die Handlung ist spannend und lässt es nicht an traditionellen Spukgestalten missen.