Die Frau im Nebel (BD)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 23. April 2025 07:27

Die Frau im Nebel
Südkorea 2022, Regie: Park Chan-wook, mit Park Hae-il, Tang Wei, Lee Jung-hyun u.a.
Rezension von Elmar Huber
Der unter Schlaflosigkeit leidende Kommissar Jang Hae-joon (Park Hae-il: „Memories of Murder“) untersucht den Tod eines passionierten Freizeitkletterers, dessen Leiche am Fuß eines Tafelberges vor Busan aufgefunden wurde.
Alles deutet auf einen Unfall hin, doch Hae-joon hat ein ungutes Gefühl, was die aus China stammende Witwe des Toten, Song Seo-rae, angeht. Dass sie deutlich jünger ist als ihr Mann, Anzeichen von ehelicher Gewalt und dass der Tote in der Einwanderungsbehörde gearbeitet hat, stärken den Verdacht, dass es sich von ihrer Seite aus um eine Zweckehe gehandelt hat, in der sie misshandelt wurde.
Trotz allem hat Seo-rae ein offenbar wasserdichtes Alibi.
Hae-joon beginnt, sie auch in seiner Freizeit zu beschatten, und je intensiver er sich mit der Frau beschäftigt, desto mehr fühlt er sich von ihr angezogen. Da nichts bewiesen werden kann, wird der Fall als Unfall zu den Akten gelegt.
Hae-joon und Seo-rae beginnen eine romantische Beziehung, und der Polizist vernichtet das Material, das er gesammelt hat. Da tauchen plötzlich neue Indizien zu dem Fall auf.
Spätestens mit dem Oscar-Gewinner „Parasite“ sollte Südkorea auf der Landkarte anspruchsvoller Film-Freunde aufgetaucht sein. Genre-Fans haben Regisseur Park Chan-wook nicht zuletzt wegen seiner „Rache“-Trilogie - „Sympathy for Mr. Vengeance“, „Oldboy“ und „Lady Vengeance“ - ins Herz geschlossen.
Mit „Die Frau im Nebel“ wandelt der Regisseur auf den Spuren von Alfred Hitchcock, dessen ähnlich gelagerter Film „Vertigo“ auch zitiert wird. Überhaupt ist das Thema der Femme fatale, die einen Ermittler mit den Waffen einer Frau um den Finger wickelt und beeinflusst, nicht gerade neu. Selten jedoch wurde dies derart kunstvoll, eigenständig und durchdacht umgesetzt wie hier.
Der komplette Film besticht durch eine unfassbare Detailfreude, sowohl was die Figuren als auch die Story-Entwicklung angeht. Jede Szene hat ihren Zweck, jede Einstellung ist berechnet, jede Kamerabewegung verfolgt eine Absicht. Unerwartete und beinahe beiläufig eingesetzte Regie-Kniffe überraschen den Zuschauer stets aufs Neue. Wo früher zum Beispiel bei einem Telefonat zwischen Hae-joon und Seo-rae Split-Screen eingesetzt worden wäre, befindet sich der Ermittler nun mit dem Objekt seiner Beschattung vermeintlich im selben Raum. Damit wirkt der Film trotz des durchgehend unaufgeregten Erzählflusses nie einförmig oder phantasielos. Ganz im Gegenteil, gibt es immer neue Facetten in der Geschichte zu entdecken.
Für Sammler hat Plaion Pictures Mediabooks in gleich zwei Cover-Varianten mit jeweils der 4K Ultra HD und BD im Angebot.
„Die Frau im Nebel“ ist ein unaufgeregt-eleganter Arthouse-Thriller, der mehr von der zurückhaltenden Figuren-Dynamik als von oberflächlicher Action lebt und den Zuschauer immer wieder überrascht.