Hans Herrmann: Im Garten der Hesperiden (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 16. April 2025 08:00

Hans Herrmann
Im Garten der Hesperiden
Titelbild: Timo Kümmel
Atlantis, 2014, eBook, 3,99 EUR
Rezension von Armin Möhle
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts befindet sich der Deutsche Orden (der während seiner größten territorialen Ausdehnung über Preußen und das Baltikum herrschte) in einer prekären Lage: Der Krieg gegen Polen und Litauen wurde verloren, damit gingen Gebietsverluste und Zahlungen an die Sieger einher. Der Landadel forderte Mitbestimmung, in der übrigen Bevölkerung rumorte es.
Was also lag für den Deutschen Orden näher, als sich nach neuen Geldquellen umzusehen? Jedenfalls in dem Roman „Im Garten der Hesperiden“ von Hans Herrmann. Man darf sicherlich davon ausgehen, dass auch in der realen Historie der Deutsche Orden versucht hat, seine finanzielle (und politische) Situation zu verbessern - mit welchem Ergebnis ist bekannt. Der Orden hörte 1525 auf zu existieren - als Staatsgebilde, versteht sich. Nun, hat Hans Hermann mit „Im Garten der Hesperiden“ also einen Alternativwelt-Roman vorgelegt?!
Der Deutsche Orden fasst in dem Roman den Entschluss, in den lukrativen Gewürzhandel einzusteigen und entsendet seinen Ritter Heinrich von Lohnsfeld inkognito an Bord der Karavelle „Windsbraut“, die in Danzig vor Anker liegt. Das Schiff soll vor den Portugiesen den Seeweg nach Indien erkunden. Doch der vierschrötige Kapitän Jan Kilpert, über den gemunkelt wird, ein ehemaliger Pirat zu sein, lässt die „Windsbraut“ nach Westen segeln. Nach ereignislosen Tagen und Wochen erreicht das Schiff zwei Inseln - eine idyllische, die von Indianern bewohnt wird, auf der es zu Liebeleien und Eifersüchteleien kommt, und eine weitere, die ein düsteres Geheimnis verbirgt.
„Im Garten der Hesperiden“ ist routiniert und, was das Handlungstempo angeht, fast zu gleichmäßig erzählt. Der Autor greift zwar weitere historische Details auf, bleibt inhaltlich aber konventionell. Zu einer Änderung der Geschichte kommt es nicht. Das, was die „Windsbraut „von der zweiten Insel mitbringt, gerät außer Kontrolle, und seine Spur verliert sich… Was andererseits ein Ansatzpunkt für weitere Geschehnisse sein könnte (nicht unbedingt in einem weiteren Roman, sondern in einer fiktiven oder der tatsächlichen Historie nach dem Ende der Romanhandlung), aber nicht einmal ansatzweise aufgegriffen wird und dadurch ein wenig unbefriedigend anmutet.
So bleibt „Im Garten der Hesperiden“ vor allem durch die unkonventionelle Idee, die Deutschritter mehrere Jahrzehnte vor Columbus nach Westen segeln zu lassen, bemerkenswert.