John Sinclair 2120: Abrechnung im Reich der Mitte, Ian Rolf Hill (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 15. April 2025 08:42

John Sinclair 2120
Abrechnung im Reich der Mitte
Ian Rolf Hill
Bastei, 2019, eBook, 1,99 EUR
Rezension von Elmar Huber
Ohne jede Vorwarnung wird Suko von seiner Vergangenheit eingeholt. Nach einem Telefonat mit seinem alten Lehrmeister Li-Shen lässt er in London alles stehen und liegen und bricht nach Hongkong auf. Doch der Anruf erweist sich als Falle von Amara, Li-Shens Tochter und Sukos ehemalige Geliebte, die in die achtzehn Höllen hinabgestiegen und zur Dämonin geworden ist.
Hongkong, Vergangenheit: Suko wird von seinen Lehrmeistern in die Hauptstadt entsandt, um dort Ai Wei zu finden und ins Kloster zurückzubringen, in dem beide aufgewachsen sind. Schon lange hatte sich Sukos Mitschüler von Buddhas Lehren abgewandt, ist nach Hongkong geflohen und dort vollständig der dunklen Seite verfallen; er wird mit einer Reihe von grausamen Morden in Verbindung gebracht. In der Stadt erregt Suko die Aufmerksamkeit von Li-Sheng, der den Jungen unter seine Fittiche nimmt und ihm bei seiner Suche unterstützt.
Ohne lange Vorrede steigt diese Folge in die Handlung ein, die nicht nur wieder einmal in den asiatischen Mythen-Raum führt, sondern auch intensiv Sukos Vergangenheit erhellt. Suko ist bereits Knall auf Fall aus London verschwunden, ohne Shao oder seinen Freunden Bescheid zu sagen. Ein untypisches Verhalten, das man der Figur nicht recht abnehmen möchte.
Für einen Großteil des Romans bleibt man an Suko, der in Hongkong sehr schnell auf Amaras Spur des Todes und der Verwüstung stößt. Ihm bleibt nichts, als dieser Spur zu folgen, wenn er das Morden beenden will. Parallel erzählt Ian Rolf Hill, wie Suko zum ersten Mal aus dem Kloster, in dem er seine Kindheit verbracht hat, in die große Stadt geschickt wurde und dort Li-Shen und Amara überhaupt kennengelernt hat. Diese Vergangenheitsszenen sind farbenfroh und exotisch gestaltet und beschreiben gekonnt den Charakter eines jüngeren Suko, der sich erst noch finden muss.
Die Zeitwechsel sind hervorragend konzipiert, ergänzen sich bisweilen oder zeigen Parallelen zwischen Gestern und Heute. In beiden Zeitlinien muss sich Suko mehr als einmal die Frage stellen, wem er trauen kann. So entsteht ein beeindruckender und sehr persönlicher Suko-Fall, dem man auch das untypische Verhalten des Charakters verzeiht.
Das Auftauchen der Verstärkung aus London kostet dann im Finale Einiges an Intensität. Zumal plötzlich noch weitere Figuren mitspielen und Ian Rolf Hill wieder in einen Erklär-Modus verfällt, der die Handlung stellenweise ausbremst.
„Abrechnung im Reich der Mitte“ ist ein insgesamt sehr starker und persönlicher Fall für Suko, der nur gegen Ende unnötig ins Schlingern gerät.