Gespenster-Krimi 47: Wucherungen des Wahnsinns, Ian Rolf Hill (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 13. April 2025 09:17

Gespenster-Krimi 47
Wucherungen des Wahnsinns
Ian Rolf Hill
Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati
Bastei, 2020, eBook, 1,99 EUR
Rezension von Elmar Huber
Die Studentin Frieda nutzt die vorlesungsfreie Zeit, um endlich einmal ihrem Heimatdörfchen Moordieck und ihre Tante Sieglinde wieder einen Besuch abzustatten. Diese nimmt ihre Nichte mit offenen Armen in Empfang. Sogar das abendliche Dorffest entwickelt sich trotz anfänglicher Bedenken zu einem großen Hallo und einem freudigen Treffen mit Friedas alten Schulkameraden und Freundinnen. Dort lernt sie auch den Förster Paul kennen, der sie den ganzen Abend nicht mehr aus den Augen lässt.
In den nächsten Tagen entwickeln sich zwischen den Beiden zarte Bande, die lediglich durch das labile und aufbrausende Verhalten von Pauls Schwester Iris getrübt werden. Was verbirgt sich in dem geheimnisvollen Gewächshaus, das nur Iris betreten darf? Und was hat es mit dem spurlosen Verschwinden von Pauls früherer Freundin Yvonne auf sich?
Ian Rolf Hill („John Sinclair“, „Professor Zamorra“, „Maddrax“) wagt sich zum zweiten Mal auf das Terrain des „Gespenster-Krimi“, wo er keinen historischen Ballast mitschleppen und immer wieder Verweise in eine Serien-Vergangenheit platzieren muss. Wie bei „Monster of the Week“-Episoden kann sich der Autor ganz frank und frei auf neue Figuren und die Story konzentrieren. Und wem Ian Rolf Hills Roman „Die Knochenkirche“ („Gespenster-Krimi“ 17) nach dem atmosphärischen Auftakt zu martialisch war, der ist vielleicht mit „Wucherungen des Wahnsinns“ noch besser bedient.
Nach dem genretypisch bedrohlichen Beginn wird hier lange Zeit sogar komplett auf Horror-Elemente verzichtet. Stattdessen stehen Frieda und die sich anbahnende Romanze zu Paul im Fokus, bei der Ian Rolf Hill seine Stärke emphatischer und lebensnaher Charakter-Zeichnungen souverän ausspielt. Der unberechenbare Störfaktor in Form von Pauls Schwester ist ebenfalls geschickt platziert.
Die Auflösung und das Finale geraten etwas überfallartig, tun aber dem kurzweiligen und stimmungsvollen Gesamteindruck keinen Abbruch. Lediglich Freunde der härteren Horror-Gangart werden vielleicht enttäuscht, denn das Geschehen ist vergleichsweise harmlos geraten. Mit dem Motiv der jungen Liebe, die auf (übernatürlichen) Widerstand trifft, könnte das Ganze auch unter „Mitternachts-Roman“ oder einem ähnlichen Label laufen.