Messias des Bösen (DVD)

Messias des Bösen
USA 1974, Regie: Willard Huyck & Gloria Katz, mit Michael Greer, Marianna Hill, Joy Bang u.a.

Rezension von Elmar Huber

Nachdem die Briefe ihres Vaters Joseph immer merkwürdiger werden, macht sich die junge Arletty Lang (Marianna Hill) auf den Weg in das Küstendörfchen Point Dune, wohin sich der Künstler zum Malen zurückgezogen hat. Schon bevor sie richtig dort ankommt, wird sie an einer Tankstelle Zeuge einer bedrohlichen Szene.

Das Haus ihres Vaters scheint - wie beinahe das komplette Dorf - verlassen; Indizien deuten auf eine ungeplante Abwesenheit des Hausherrn hin. Tagbuch-Einträge berichten von Visionen und schattenhaften Gestalten, die Joseph verfolgen und die sich auch auf seinen Bildern wiederfinden. Trotz der bedrohlichen Atmosphäre beschließt Arletty in Point Dune zu bleiben und das Verschwinden ihres Vaters aufzuklären. Die wenigen Bewohner des Ortes, die sie trifft, reagieren ablehnend und können ihr nicht weiterhelfen. In einem Hotel lernt sie den dandyhaften Thom (Michael Greer) und seine zwei Begleiterinnen kennen. Das Trio ist auf der Spur der Legende vom Blutmond, der hundert Jahre zuvor über Point Dune erschienen und für den Niedergang des Ortes verantwortlich sein soll.

 

„Messias des Bösen“ ist gewiss kein großer Wurf im Genre-Kino, doch gilt der Streifen von Willard Huyck und Gloria Katz, die immerhin Wegbegleiter von George Lucas waren, unter Kennern als kleine „lyncheske“ Perle aus einer Zeit, bevor David Lynch überhaupt Filme gemacht hat.

Gerade für Fans des europäischen Genre-Kinos vergangener Jahrzehnte ist der Film eine absolute Empfehlung. Connaisseure, die beispielsweise Harry Kümels „Blut an den Lippen“ oder die Filme von Kunst-Horror-Filmer Jean Rollin zu schätzen wissen, sollten unbedingt einen Blick riskieren.

Man könnte „Messias des Bösen“ als eine bloße Aneinanderreihung irrealer Szenen beschreiben, bis sich nach und nach herauskristallisiert, dass ein Ereignis ansteht, das die Bewohner der Stadt in blutrünstige Bestien verwandelt. Mit der Erzählstringenz wird es dabei nicht so genau genommen; einige Szenen bleiben unkommentiert, werden nicht wieder aufgegriffen und sollen wohl nur eine allgemeine, alptraumhafte Bedrohungslage vermitteln. Auch das Interieur von Josephs Haus, das offenbar komplett als Atelier gedient hat, trägt massiv zur beunruhigenden Grundstimmung bei. Die Wände sind mit undeutlichen Gestalten (im 3D-Stil!) bemalt, die im Halbdunkel ein bedrohliches Eigenleben zu entwickeln scheinen.

Insgesamt mäandert der Film lange Zeit recht ziellos dahin. Arletty gerät von einer unvorhersehbaren Szene in die nächste, wobei Logik und Vernunft total ausgehebelt sind. Kann man sich auf diese Unschärfe einlassen, wird man mit einer faszinierenden und atmosphärisch dichten Film-Erfahrung belohnt, die durchaus einige starke Ideen und Momente innehat; Stichwort „Kino“.

Die Erklärung für die Ereignisse, die schließlich in einer Rückblende geliefert wird, ist mehr als fadenscheinig, so dass der Film nicht wegen seiner erzählerischen Brillanz, sondern vor allem aufgrund seines avantgardistischen Stil-Willens und der traumhaften Stimmung im Gedächtnis bleibt. Alles hat einen improvisierten Touch und fügt sich doch für den geneigten Zuschauer zu einem faszinieren Kuriosum.