Michael Buttler: Die Astronautenvilla (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 09. April 2025 06:53

Michael Buttler
Die Astronautenvilla
H. P. Lovecrafts Schriften des Grauens 35
Titelbild: Mario Heyer
Blitz, 2023, Taschenbuch, 224 Seiten, 12,95 EUR
Rezension von Elmar Huber
Niemand in Klarenfeld vermag sich den Selbstmord von Alexander Hirtenbach zu erklären, der sich in seiner Scheune erhängt hat. Zwar lebte der Mann allein, doch war er als Astronaut immerhin ein Lokalheld, der sich der Bewunderung und des Respekts seiner Mitmenschen sicher sein konnte.
Mangels direkter Nachkommen erbt Hirtenbachs Neffe Marvin Nowak, der Klarenfeld für sein Studium verlassen hat, das Haus des Onkels.
Doch einige merkwürdige Ereignisse, die rätselhaften Tagebuch-Einträge des Raumfahrers und ein weiterer Todesfall trüben den Neuanfang und lassen Marvin daran zweifeln, dass er sich allein in dem Haus befindet.
Mit seinem zweiten Roman in der „Lovecraft“-Reihe von Blitz legt Michael Buttler einen Roman vor, der in erster Linie auf der Schiene lose inspirierter Werke fährt. Zu nennen ist hier vor allem „Das Ding aus einer anderen Welt“ (der Carpenter-Film), dessen Grundsetting und die sich entwickelnde Paranoia-Stimmung in „Die Astronautenvilla“ aufgegriffen und auf eigenständige Art variiert werden.
Zunächst folgt man jedoch Marvin, der seinem Onkel von jeher nahestand und der diesen Schicksalsschlag erst verdauen muss. Nach und nach findet er, der Klarenfeld zum Studieren verlassen hat, sich wieder in der Dorfgemeinschaft ein, die Bindungen zu seinen Kindheitsfreunden werden neu belebt, und alles scheint sich trotz der dramatischen Begleitumstände zum Guten zu wenden.
Michael Buttler erzählt dies in einem leicht lakonischen, aber einnehmenden Tonfall, der sehr gut Marvins unschlüssige Gefühlslage widerspiegelt. Alles entwickelt sich hervorragend organisch, einzelne Charaktere setzen verschiedene Stimmungsakzente. Es folgen erste Momente der Verunsicherung, die noch möglichst rational wegerklärt werden. Doch nach und nach wächst die Bedrohungslage, und es verfestigt sich die Erkenntnis, dass sich in der Astronautenvilla (der Titel ist sehr großspurig gewählt, erfüllt aber seinen Zweck) eine Präsenz befindet, die unerkannt zur tödlichen Gefahr werden kann. So hat der Autor, wenn er schließlich die Panikschraube vollends anzieht, den Leser schon längst an der Angel.
Was die Lovecraft-Elemente angeht, nutzt Michael Buttler eher vage Motive, wie die Erbschaft eines „verfluchten“ Hauses oder dass Marvin der letzte Spross seiner Familie ist. Erst gegen Ende gibt es einen direkten Verweis auf Lovecrafts Geschöpfe, was eigentlich gar nicht notwendig gewesen wäre.
„Die Astronautenvilla“ ist eine hervorragend gelungene Mischung aus SF- und Haunted-House-Horror mit eigenständig variierten Klassiker-Anleihen.