Maria Bertani: Die Nymphe von Meisterhand verführt (Buch)

Maria Bertani
Die Nymphe von Meisterhand verführt
Aurelia 1
Blue Panther Books, 2024, Taschenbuch, 170 Seiten, 12,90 EUR

Rezension von Irene Salzmann

„Die Nymphe von Meisterhand verführt“ ist der erste Roman von Maria Bertani bei Blue Panther Books. Über die Autorin, die sich hinter dem Pseudonym verbirgt, erfährt man wenig; sie lässt lieber ihr Buch für sich sprechen, dem vermutlich eine Fortsetzung folgen wird.


Die Handlung ist angesiedelt in Italien im Jahr 1742, in der Kunst-Epoche des Rokokos (ca. 1730 bis 1780, nach dem französischen Wort Rocaille, „Muschelwerk“; das Muscheldekor war charakteristisch für die verspielten Verzierungen an Fassaden, Inneneinrichtung, Gebrauchsgegenständen etc.).

Als Kulisse dient das Anwesen eines renommierten Künstlers. Er selbst, die Mitglieder seines Haushalts und die Gäste, führen ein sinnesfrohes Dasein, das sich als Thema in den Malereien des Meisters und seiner Schüler widerspiegelt. Man teilt und genießt, Eifersucht ist ihnen allen (weitgehend) fremd. In den Augen des Meisters ist die körperliche Liebe ein natürlicher Bestandteil des Lebens, dessen Aspekte man ausnahmslos kennen und erlebt haben muss, um sie realistisch abbilden und den Betrachter in den Bann des Gemäldes ziehen zu können.

Die behütete Aurelia d’Angelo kann ihr Glück kaum fassen, dass der exzentrische Maler Andrea Romero gewillt ist, sie als Schülerin anzunehmen. Obwohl er ihr mit Zuckerbrot und Peitsche begegnet, sie nie weiß, was wirklich in seinem Kopf vorgeht, will sie sich nicht unterkriegen lassen und führt alle Anweisungen nach bestem Vermögen aus, so seltsam und erschreckend erotisierend ihr diese auch erscheinen - anfangs, denn schnell entdeckt sie ihre eigenen Bedürfnisse und findet unter den Fittichen von Francesca und Marco heraus, wie sie diese befriedigen kann, ohne ihr erstes Mal zu verschenken.

Denn „Die Nymphe“ soll „von Meisterhand verführt“ werden, nur möchte sich Romero Aurelia nicht erklären und nimmt stattdessen Francescas und die Dienste anderer Frauen in Anspruch. Seine Beweggründe behält er für sich, teilt sie lediglich mit dem Leser. Aurelia reagiert verletzt ob der Zurückweisung, da sie ihren Meister liebt. Als sie der kultivierte Conte Leon de Bernini zu umwerben beginnt, gelingt es ihm, etwas in ihr zu berühren.

Aurelia muss sich entscheiden: Bleibt sie bei Romero, der sie vielleicht eines Tages zur Frau macht, aber ihr womöglich nie sein Herz öffnen wird? Oder folgt sie de Bernini, der ihr die Sterne vom Himmel zu holen verspricht und es auch kann?


In diese Handlung eingebettet sind die zumeist tragischen Geschichten und mehr noch die erotischen Abenteuer der Charaktere. Man entwickelt rasch Sympathien für die Figuren, die ihre Rollen erfüllen und Aurelia bei ihrer Entwicklung vom keuschen Mädchen aus gutem Haus zur Künstlerin und begehrten Verführerin begleiten und anleiten. Alles geschieht in gegenseitigem Einvernehmen, jeder kommt auf seine Kosten. Wer es tatsächlich wagt, die wenigen Grenzen zu verletzen, wird bestraft. Die Autorin nimmt kein Blatt vor den Mund, ihre Schilderungen fallen jedoch nicht zu derb aus und passen in den zeitlichen Kontext.

Das Buch endet mit Aurelias Entscheidung, doch ist die Geschichte damit noch nicht zu Ende. Hat die junge Frau richtig gehandelt? Findet sie ihr Glück, oder wird sie die Wahl bereuen? Und dann? Man darf gespannt sein, ob und wann es die Antworten auf diese Fragen gibt.

Maria Bertani hat sich jedenfalls mit diesem Buch der Leserschaft empfohlen. Gern hätte sie mehr historischen Hintergrund liefern dürfen, doch der Auftrag lautete, einen erotischen Roman zu schreiben, bei dem das Drumherum nur schmückendes Beiwerk ist. Diese Aufgabe hat sie bestens erfüllt.