Holly Rose: Die geilen Pastorentöchter (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 30. März 2025 14:02

Holly Rose
Die geilen Pastorentöchter
Blue Panther Books, 2023, Taschenbuch, 174 Seiten, 12,90 EUR
Rezension von Christel Scheja
Holly Roses „Die geilen Pastorentöchter“ bietet eine Sammlung von neun Kurzgeschichten rund ums Titelthema. Eine zehnte Erzählung, „Lesbische Spiele in der Sauna“, ist über den beigefügten Code kostenlos im Internet abrufbar.
Lindas Vater, ein erzkonservativer evangelischer Pfarrer, ist der Ansicht, „Pastorentöchter brauchen Strafe“, denn die junge Frau möchte ihre eigenen Zukunftspläne realisieren, zu denen auch der ältere Club-Besitzer Hanno gehört. Um ihr die gotteslästerlichen Gedanken und Taten auszutreiben, gibt der Vater sie in die Hände eines berüchtigten katholischen Kollegen, der seine ganz eigenen fiesen Methoden hat, um verloren geglaubte Schäfchen auf den Pfad der Tugend zurück zu bum… führen.
Mit Unterstützung ihrer Pastorenfamilie und anderer Leute richtet Katja in einem leerstehenden Haus ein Café ein, das sich schnell großer Beliebtheit unter Spazier- und Kirchgängern erfreut. Nach einigen Tagen fällt ihr ein regelmäßiger Gast auf, der immer nur das Gleiche bestellt. Sie kommen ins Gespräch, und Katja genießt „Die erweckte Lust des Mönches“.
Seit dem Tod der Mutter steht Miriam in der Kirche an der Seite des Pfarrers, ihrem Vater. Da sie sich etwas mehr von ihrem Dasein erhofft hat, beschließt sie, dem Jakobsweg zu folgen, um sich darüber klarzuwerden, was sie wirklich will. Unterwegs freundet sie sich mit Jenny und Jakob an, die ebenfalls triftige Gründe haben, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Prompt wird Jakob zum Hahn im Korb, denn „Die Hure und die Heilige“ sind einem flotten Dreier nicht abgeneigt.
In einem Fitness-Studio lernt Katie die dominante Viola kennen. Diese bietet ihrer Bekanntschaft eine Möglichkeit an, wie sie sich von ihrem bestimmenden Vater, einem Pfarrer, befreien kann: Viola möchte Katie erziehen und ihr Selbstbewusstsein stärken durch „Die Schläge von der Domina“. Ob das gelingt?
Felix und Felicitas beziehen „Die Lasterhöhle im Kirchturm“, da der Vater des jungen Mannes dessen Freundin nicht in seiner Nähe duldet. Dabei hat er es einst selbst mit dem Zölibat nicht so genau genommen, denn wie sonst ist er wohl zu Felix gekommen? Eine Lösung auf Dauer ist aber auch das nicht.
Nachdem die Dorfhelferin Cora an den Falschen geraten war, soll ihr so schnell keiner mehr ins Bett kommen. „Die Lust auf harte Sünde“ lässt sie jedoch rastlos werden, was auch dem Pfarrer nicht verborgen bleibt, der ihr den Rat gibt, übers Internet nette Kontakte zu knüpfen. Tatsächlich findet ‚Dreamgirl‘ einen gewissen ‚Jesus‘ spontan sympathisch und stimmt einem Treffen zu - in einem SM-Club. Und das ist nicht die einzige Überraschung.
Anna engagiert sich als Pastorentochter voller Freude für ihre Gemeinde. Auf einer Tour als Betreuerin der jungen Pfadfinder wird sie unterstützt von Ron und Leo, die ein Paar sind, aber nichts gegen ein wenig Extra-Spaß haben. Prompt sind, während die Kinder fest schlafen, „Lustschreie im Waldcamp“ zu hören.
Die unkonventionelle Denise und ihr Vater, der Pfarrer, haben sich nicht viel zu sagen. Als sie einen Wanderer mit verletztem Hund vor ihrer Praxis antrifft, versorgt sie erst das Tier und dann Karsten, dem sie verspricht: „Zu nah am Feuer - Ich habe Einiges zu bieten“. Das hat auch Folgen für ihren Vater.
Kaum hat sie ihn erblickt, ist Marianne dem Laien-Prediger Bato verfallen, der einer Einladung ihres Vaters, einem Pastor, nach Deutschland gefolgt ist. Natürlich weiß sie, dass der schöne Mann in seiner afrikanischen Heimat Frauen hat und auch in diesem Land nichts anbrennen lässt. Dass sie mehr als ein Spielzeug und auch keine Ehefrau Nummer X sein will, macht Marianne Bato schnell klar - ist er nicht „Geil in Handschellen“?
Was der Titel verspricht, hält er auch. In kurzen Geschichten treiben „Die geilen Pastorentöchter“ ihre Spiele. Entweder müssen sie sich aus einem tristen, sie einengenden Umfeld befreien und sich mit mehr oder minder viel Beistand ein neues Leben aufbauen, oder sie sind glücklich in ihrer Gemeinde und suchen noch den Partner fürs Leben. Der Hintergrund ist freilich sehr dünn, denn es geht allein darum, die Weichen zu stellen für explizite erotische Zusammenkünfte. Hier gibt sich Holly Rose viel Mühe, trotz abgesteckter Rahmenhandlung für Abwechslung zu sorgen.
Die Beziehung der Protagonisten zu Gott und der Kirche - ein heißes Eisen - wird lediglich tangiert. Sie haben für gewöhnlich ihren Frieden mit Gott gemacht und eine offene, zeitgenössische Einstellung zur Kirche und den Aufgaben, die mit den Ämtern und Anstellungen verbunden sind. Allein die alternden Priester sind oft verbitterte Männer, die an altertümlichen Vorstellungen festhalten, ihre persönlichen Enttäuschungen und Verfehlungen an den Kindern auslassen und selbst nicht das vermeintlich gottesgefällige Dasein führen, das sie anderen aufzwingen wollen.
Daraus ergeben sich die Konflikte, die den Stein ins Rollen und die Pfarrerstöchter respektive -söhne in die Arme derer bringen, die ihnen mit Verständnis, Liebe oder zumindest viel Sex-Spaß begegnen.
Die kleinen Storys, bieten an sich nichts Neues, doch wer mit Quickies für Zwischendurch zufrieden ist, die schnell auf den Punkt kommen, dürfte gut bedient sein.