Gespenster-Krimi 29: Das Bild, Sören Prescher (Buch)

Gespenster-Krimi 29
Das Bild
Sören Prescher
Das Bild
Bastei, 2019, eBook, 1,99 EUR

Rezension von Elmar Huber

Völlig ausgelaugt und überspannt zieht der Groschenheft-Autor Henry Martin endlich die Reißleine und gönnt sich einen Urlaub in dem entlegenen Alpendorf Grünberg. Fernab von Großstadttrubel, Abgabefristen und sonstiger Verpflichtungen will er dort endlich wieder den Kopf frei bekommen.

Unterkunft findet er im Haus der Witwe Großmann, wo ihm sofort das Gemälde eines Jungen auffällt - offenbar der Sohn seiner Wirtin. Schon in der ersten Nacht hört er nicht bloß das Weinen eines Kindes, der Junge steht sogar bei ihm im Zimmer und ist plötzlich so schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war.

Aus einigen Gesprächen mit Dorfbewohnern erfährt der Urlauber von der Unglücksnacht, in der nicht nur der kleine Paul Großmann in einer Schlucht zu Tode gestürzt ist, sondern auch ein Blitz in die Kirche eingeschlagen hat. Als Autor von Grusel-Geschichten vermutet Henry schnell, dass eine unerledigte Aufgabe Paul immer wieder als Geist in sein altes Zimmer zurücktreibt. Er überwindet seinen Schrecken und findet tatsächlich heraus, dass der Junge auf der Suche nach einem Amulett ist, das er zu Lebzeiten immer getragen hat.


Sören Prescher entführt den Leser in seinem „Gespenster-Krimi“ in die 1960er Jahre. An sich keine schlechte Idee, und auch die anfänglich aufgebaute Atmosphäre dörflicher Abgeschiedenheit, gepaart mit dem Mysterium einer schicksalhaften Gewitternacht, gefällt sehr gut.

Leider liest sich der Roman im weiteren Verlauf, als würde er direkt aus dieser Zeit stammen. Die schöne Stimmung weicht einer konfusen Aneinanderreihung verschiedener Grusel-Motive, die derart löchrig zusammengezimmert sind, dass überhaupt keine innere Logik entstehen will.

Die Figur Henry Martin wirkt unangebracht stoisch und akzeptiert widerstandslos alles, was ihm widerfährt. Informationen, die am Ende überhaupt keine Bedeutung haben, werden zusammenhanglos und völlig ohne Hand und Fuß eingeschoben. Zum Beispiel lebte im Dorf unter anderem eine Art Okkultist, der einige Zauberbücher hinterlassen hat, mit denen einer der Dorfbewohner den Geist seines toten Bruders beschwören will. Alles ganz normal und auch ernst gemeint!

Das Motiv von Paul, überhaupt als Geist aufzutreten und x-beliebigen Menschen ein Ultimatum zu stellen, wirkt ebenso willkürlich und ist selbst in einem Gruselroman mehr als hanebüchen.

Für das Cover-Motiv wurde ein „Butler Parker“-Bild verwendet, das wohl nur wegen des Berggasthofs ausgewählt wurde und auf dem der Butler (der eigentlich in einer Gondel an den Seilen hängt) ziemlich unelegant mit einem beliebigen titelgebenden Bild überpflastert ist.