Samantha Shannon: Die Drachenreiterin - Das Kloster des geheimen Baumes 2 (Buch)

Samantha Shannon
Die Drachenreiterin
Das Kloster des geheimen Baumes 2
(A Day of Fallen Night 1: A Roots of Chaos (S. 464-868), 2023)
Übersetzung: Wolfgang Thon
Titelbild: Ivan Belikov
Blanvalet, 2025, Paperback, 540 Seiten, 15,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Samantha Shannon gehört zu den Autorinnen, die vielleicht nicht ein Buch nach dem anderen veröffentlichen, dafür aber ausgefeilte Geschichten präsentieren, die die Leser durch ihren Facettenreichtum begeistern. Allerdings macht das ihre Romane auch so umfangreich, dass diese geteilt in Deutschland erscheinen. Das ist auch bei „Das Kloster des geheimen Baumes“ der Fall. Der zweite und abschließende Band „Die Drachenreiterin“ ist nun als Paperback erhältlich.

 

Dumai mag zwar die geheime Erbin des Throns von Seiikj sein, aber in erster Linie ist sie nun eine Drachenreiterin und hat die Gefahr durch die finsteren Wyrm erkannt, deshalb zieht sie durch die Lande und warnt die Menschen oder versucht es zumindest, denn nur Wenige wollen ihr glauben und der Flusslord Kurosa spinnt sogar Intrigen gegen sie.

Weiter im Westen weiß auch Prinzessin Glorian von Ynis um die Gefahr und versucht ihr Volk zu beschützen. Sie muss sich ebenfalls gegen machtgierige Feinde im Inneren und Aberglauben wehren, während sie mitbekommt, dass die Gefahr immer näherkommt. Doch sie hat in Wulf einen treuen Freund.


Getrennt voneinander und doch eng verwoben durch den gemeinsamen Feind erzählt Samantha Shannon eine Geschichte, die sehr viel Sorgfalt für den Weltenbau aufwendet und allem eine gründliche Basis gibt, angefangen mit der stimmigen Atmosphäre in den unterschiedlichen Regionen, bis hin zu den Charakteren, die nicht nur durch Facettenreichtum, sondern auch interessante Motivation glänzen können.

Zudem wirkt es bei ihr ganz natürlich, dass Männer und Frauen gleichberechtigt nebeneinander agieren und nicht aufgrund ihres Geschlechts abgewertet werden. Es sind tatsächlich starke Frauen, die beide Länder anführen, aber dabei mit ihren Gefährten auf Augenhöhe bleiben. Geschickt schafft sie es auch, die beiden Handlungsebenen miteinander zu verbinden und so die Spannung durch unerwartete Wendungen bis zum zufriedenstellenden Ende aufrechtzuerhalten.

Natürlich ist die Vielzahl an Figuren und fremden Begriffen verwirrend, dafür gibt es aber auch umfangreiches Kartenwerk und nicht zuletzt ein ausführliches Glossar, das immerhin ein paar Worte mehr zu den Charakteren verliert als üblich. Allerdings sollte man den ersten Band des Zweiteilers gelesen haben, um die ganzen Zusammenhänge zu verstehen.

Nach der Hardcover-Ausgabe bei Penhaligon ist nun übrigens auch eine kostengünstigere Paperback-Ausgabe bei Blanvalet erschienen, die vielleicht die Kaufentscheidung erleichtert, denn immerhin bietet das Buch viel von dem, was Fantasy-Fans inzwischen schmerzlich vermissen.

„Die Drachenreiterin“ schließt „Das Kloster des geheimen Baumes“ angemessen ab. Die Geschichte spricht vor allem die Leser an, die eine abwechslungsreiche Geschichte mit einem gelungenen und farbenprächtigen Weltenbau zu schätzen wissen, die aber auch die Spannung nicht vergisst und das Kino im Kopf zu wecken weiß.