Sabaa Tahir: Heir (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 02. März 2025 18:22

Sabaa Tahir
Heir
Heir 1
(Heir, 2024)
Übersetzung: Christel Kröning, Habba Christine Fliedner, Christopher Bischoff
Karte: Sabaa Tahir, Francesca Bearald
cbj, 2025, Hardcover, 640 Seiten, 22,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Vor einigen Jahren erschien bereits die „Elias und Laia“-Reihe in Deutschland bei One, die in einigen Monaten als „Ember in the Ashes“-Tetralogie bei cbj neu aufgelegt wird. Um altgedienten Fans aber schon etwas Neues zu bieten, veröffentlicht der Verlag erst einmal „Heir“ der Auftakt zu einer neuen Dilogie, die nicht nur in der gleichen Welt spielt, sondern auch nur einige Jahre später.
Sie sind drei junge Menschen mit höchst unterschiedlicher Herkunft, aber einem gemeinsamen Ziel. Da ist zum einen Aiz, die in ihrem Waisenhaus nicht nur eine Tragödie miterlebt hat, sondern auch noch dafür verantwortlich gemacht wird, was sie in einen grausamen Kerker bringt. Oder Sirsha, die von ihrem Stamm Verbannte, die die Elemente beherrscht. Und nicht zuletzt Quil, der Kronprinz des Imperiums, der auf der Suche nach etwas ist, was sein zerfallendes Reich retten kann. Sie alle treffen aufeinander und reisen gemeinsam durch eine Welt, in der Verrat allgegenwärtig scheint und in der den Schatten etwas lauert, das viel gefährlicher ist als sie sich vorstellen können.
Sabaa Tahir, eigentlich Journalistin bei der „Washinton Post“, war von den Kulturen des Nahen Ostens so begeistert, dass sie diese als Inspiration für ihre ersten Romane nahm und nun auch in ihrer neuen Reihe wieder einfließen lässt. Deshalb lebt die Geschichte auch von den farbenprächtigen Beschreibungen, die jedes orientalischen Geschichten-Erzählers würdig sind, auch wenn man sehr genau merkt, dass der Hintergrund schwammig bleibt. Vielleicht liegt das auch daran, dass die Autorin die Kenntnis ihrer Tetralogie voraussetzt.
Andererseits konzentriert sie sich aber auch sehr auf die drei Hauptfiguren und ihr direktes Umfeld, enthüllt nur so viel von dem Setting und den Konflikten, wie unbedingt nötig, um die Spannung aufrechtzuerhalten. Denn immerhin hat jeder Charakter seine eigene Agenda, Aiz will Rache, Sirsha einen Auftrag erfüllen und Quil sein Land retten. Tatsächlich finden sie auch nicht nur bald zusammen, sondern merken auch, dass ihre Ziele enger miteinander verwoben sind, als sie denken. Und so arbeiten sie zusammen.
Zudem mag es zwar auch ein wenig zwischen den beiden Mädchen und dem jungen Mann knistern, aber Liebe und Leidenschaft spielen erst einmal eine untergeordnete Rolle, sind sie doch in ihren eigenen Problemen und Gedanken gefangen und müssen erst einmal zu vertrauen lernen. Immerhin entwickeln sie sich im Verlauf der Geschichte auch gut weiter.
Heraus kommt eine abwechslungsreiche Geschichte, eine Queste, die leider im Mittelteil des Romans leichte Durchhänger hat, aber im letzten Drittel dann doch wieder die Spannung gehörig anzieht. Zudem gibt es Wiedersehen mit geschätzten Figuren aus der Tetralogie, was vermutlich die Fans freuen wird.
Das Ganze endet mit ein paar dramatischen Wendungen, aber auch einem fiesen Cliffhanger, der natürlich Lust auf Mehr macht.
„Heir“, der Auftakt des neuen Zweiteilers von Sabaa Tahir, bietet ein episches Abenteuer für junge Leser ab vierzehn Jahren, in dem es eine spannende Queste, dramatische Wendungen und nicht zuletzt eine dunkle Gefahr gibt, die ihre Schatten vorauswirft. Der farbenprächtige Erzählstil und die interessante Charakter-Entwicklung trösten dabei immerhin über ein paar kleinere Schwächen hinweg.