S. A. Barnes: Ghost Station (Buch)

S. A. Barnes
Ghost Station
(Ghost Station, 2024)
Übersetzung: Michael Pfingstl
Heyne, 2025, Paperback, 462 Seiten, 16,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Die Menschheit in einigen hundert Jahren. Die Erde wird von Konzernen beherrscht, die auch die Exploration des Alls vorantreiben. Mittels Kälteschlaf und Überlichtantrieb überbrücken die Raumschiffe größte Entfernungen, die jeweilige Crew wird aus Kostengründen erst am Ziel aufgeweckt.

Man hat schon Überbleibsel diverser Fremdrassen gefunden, auf eine noch existierende Alien-Zivilisation ist man - bislang zumindest - noch nicht gestoßen.

Ophelia Bray ist Psychologin. Dass sie aus einer der beiden alles beherrschenden Familien stammt, ist für sie ein echtes Problem.

Ihre privilegierte Mutter hatte sich in einen armen Schürfer von einem der Asteroiden verliebt - ein Mann, der später Amok gelaufen ist. So hat Bray nicht nur den gefürchtetsten Massenmörder der Moderne zum Vater, zudem will ihr Onkel sie im Namen der Familie vereinnahmen und manipulieren. Damit nicht genug hat sich einer ihrer Patienten während der Behandlung aus ihrem Fenster gestürzt.

Sie entflieht allen Anfeindungen und Manipulationsversuchen, indem sie ausgerechnet an Bord eines Schiffs der Konkurrenten als Bordpsychologin nach Lyria 929-C aufbricht.

Die Eiswelt hält nicht nur Ruinen der einstigen Zivilisation für das E&G-Team bereit, sondern auch die aufgegebene Station ihrer Familie, die die Besatzung in Besitz nimmt. Dies ist ein Ort, an dem innere Konflikte ausbrechen, an der eine seltsam bedrohliche Stimmung herrscht.

Handelt es sich um die tückische Krankheit ERS, die die Raumfahrer so manches Mal befällt und zu Kurzschlussreaktionen verleitet, oder steckt etwas anders dahinter?

Die so schon gespannte Stimmung verbessert sich nicht wirklich, als einer aus der Crew ermordet aufgefunden wird.


S. A Barnes, die unter Stacey Kade Romantasy veröffentlicht, legt nach „Dead Silence“ ihren zweiten SF-Horror-Mix vor. Wobei diese Beschreibung nicht ganz zutreffend ist. Stattdessen hätte ich auch SF-Krimi schreiben können, geht es für unsere Erzählerin doch in erster Linie darum, die Rätsel in und um die Station zu lösen. Es gilt den Todesfall aufzuklären, herauszufinden, was hinter den Vorgängen steckt. Das alles wird uns in bester Thriller-Manier geboten.

Die Verfasserin konzentriert sich dabei auf nur zwei Hauptfiguren, der Rest der Crew bleibt leider recht ungenutzte Staffage. Als dritte Hauptperson gesellt sich die Station beziehungsweise der Planet mit seinen Relikten zum Kommandanten der „Resilience“ und unserer Therapeutin. Und mit dieser Beifügung gelingt es Barnes, atmosphärisch dicht eine durchaus spannende Geschichte zu erzählen.

Auch wenn die restliche Besatzung der „Resilience“ blass bleibt, gelingt es der Autorin uns mit der Suche nach Erkenntnissen an ihren Haken zu nehmen und bis ins Finale nicht mehr loszulassen. Das Tempo sowie die Dramatik nehmen im Verlauf des Buchs immer weiter zu, die Auflösung ist dann ebenso überraschend, wie in sich stimmig.

Letztlich sind die Pfunde, mit denen Barnes wuchert ihre beiden dominierenden Personen, die gruselige Atmosphäre auf der fremden Welt und die Suche nach Aufklärung der mysteriösen Geschehnisse. Dabei orientiert sie sich an gängigen Schemata, fügt aber genügend Eigenheiten hinzu, so dass der Plot fasziniert.