Robert Kraft: Im Panzerautomobil um die Erde (Buch)

Robert Kraft
Im Panzerautomobil um die Erde
Titelbild und Innenillustrationen: Adolf Wald
Verlag Dieter von Reeken, 2024, Hardcover, 450 Seiten, 32,50 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

New York, der Big Apple - hier werden Vermögen ebenso schnell gemacht, wie verloren, hier herrscht Goldgräberstimmung, hier kann man Innovationen am laufenden Band finden, stehlen oder erwerben.

Eigentlich wollte L. P. Deacon, der Direktor und Eigentümer einer mehr als lukrativen Kohle- und Petrol-Aktiengesellschaft, nur ein altes Kloster für sehr wenig Geld erwerben, weiß doch nur er, dass unter der Erdoberfläche dort das schwarze Gold der Kohle zu finden ist. Allein, der Eigentümer, ein spleeniger Erfinder, wollte partout nicht verkaufen.

Allerdings ist dem Mann, kurz bevor er das Zeitlich gesegnet hat, das Geld ausgegangen. Flux hat L. P. Deacon die Hypotheken aufgekauft und setzt der Erbin nun die Pistole auf die Brust: Statt wie ihrem Vater mehrere Hunderttausende Dollar, bietet er ihr 4000 Dollar an, ansonsten wird alles gepfändet.

Doch die junge Dame schlägt zurück. An Bord eines von ihrem Vater gebauten Panzerautomobils kommt sie in die Chefetage und fordert nicht weniger als einhundert Millionen für die Erfindung ihres Vaters - ein Stoff, der aus gängigen, da billigen Materialen hergestellt, alles anzutreiben vermag. Öl, Kohle etc. wären somit überflüssig, der Unternehmer ruiniert.

Um die Wirksamkeit der Erfindung zu beweisen, bricht sie zu einer zweijährigen Erd-Umrundung in dem Panzerautomobil auf - begleitet von dem Sohn des Unternehmers als Zeugen, einem Waldläufer, der bereits einmal, auf Schusters Rappen die Erde umrundet hat, und zwei Mitarbeitern ihres Vaters - durch Wüsten und über Gebirge, durch Seen und Meere geht es - immer auf gefährlichen Pfaden wandelnd, respektive fahrend…


Die vorletzte Veröffentlichung Robert Krafts im Verlag Dieter von Reeken liegt vor mir, dann wird die Edition, mangels entsprechender Nachfrage, bedauerlicherweise eingestellt. Damit ist auch die Hoffnung auf eine schön und sorgfältig gemachte Ausgabe von „Detektiv Nobody“ dahin. Wenn aber bei der Interessen-Abfrage kaum mehr als eine Handvoll Käufer entsprechendes Interesse vermelden, dann ist eine weitere Produktion anderer Texte, selbst wenn wie vorgesehen als Paperback, schlicht nicht kalkulierbar.

Vorliegend erwartet noch einmal ein echter Robert Kraft auf uns. Seine Bühne: die damals unerforschten, den allermeisten Lesern unbekannten fernen Gestade.

Wer konnte es sich Anfang des 20. Jahrhunderts schon leisten, den amerikanischen Kontinent, Asien, Afrika oder Ozeanien zu bereisen? Selbst gut betuchte Bürgerliche dürften hier wohl kaum die finanziellen Mittel gehabt haben. So boten und bieten die Romane Robert Krafts immer auch einen Blick über den Tellerrand hinweg in andere Länder, unterschiedliche Kulturen und natürlich landschaftlich majestätische Orte. Mit dabei immer die Gefahr, die durch Bösewichte vor Ort, aber auch Verräter an Bord ausgeht. Das liest sich rasant, packend und nach wie vor, über einhundert Jahre nach seiner Entstehung, flüssig auf einen Rutsch durch. Man kann an jeder Stelle des Romans eine Pause einlegen, reihen sich doch, wie dies bei Kolportage-Romanen so üblich ist, die Cliffhanger aneinander.

Für viel Flair ist gesorgt, die stereotypen Figuren, die sich ab und an wiederholenden Motive, die manches Mal heutzutage grenzwertigen Darstellungen der Naturvölker, muss man als Zeitzeugnis einordnen und akzeptieren - unterhalten wird man auf jeden Fall immer noch spannend.