Endl, Thomas: Die Kathedrale der Ratten – Karfunkelstadt 2 (Buch)

Thomas Endl
Die Kathedrale der Ratten
Karfunkelstadt 2
Titelillustration von Andreas Gaertner
Schneider, 2009, Hardcover, 156 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-505-12540-9

Von Carsten Kuhr

Wetzbach, eine kleine Gemeinde in Deutschland. Hier, ein wenig abseits der großen, weiten Welt, lebt es sich noch ein klein bisschen beschaulicher als in den Metropolen unseres Landes.

Doch Wetzbach hat seine Geheimnisse. Mysterien, die drei Jugendliche in aufregende Abenteuer verwickeln.
Mittels eines roten Steins, des sogenannten Karfunkelsteins, können die drei Freunde in die Vergangenheit reisen. Im Jahr 1899 finden sie bei der damals noch dreizehnjährigen Urgroßmutter von Henny, einer der drei Abenteurer, Aufnahme. Bei Brause, im Matrosenanzug und zu Zeiten, da des Kaisers Währung noch Mark und Pfennig hieß, müssen sie sich mit lebendig gewordenen Sagen auseinandersetzen.
Bei ihrem ersten Besuch blieb Henny in der Stadt zurück, Oda, ihre Urgroßmutter, reiste mit den beiden Jungs zurück in die Gegenwart. Während Henny relativ problemlos in das Leben zu Kaisers Zeiten eintaucht, hat Ode in der Welt der Handys, MP3-Player und Autos doch größere Anpassungsprobleme. Lange kann das nicht gutgehen, unsere Abenteurer müssen wieder nach Karfunkelstadt zurück. Kaum dort angekommen, erwartet sie ein weiteres Abenteuer. Ein alter Fluch manifestiert sich mittels einer Rattenplage. Doch wie hängt dies alles mit dem Bau einer neuen Kathedrale zusammen? Fragen, auf die sie dringend eine Antwort finden müssen …

Die kleine, sehr ansprechend aufgemachte Reihe um Karfunkelstadt mausert sich zu einer Erfolgsstory.
Man nehme drei jugendliche Identifikationsfiguren, die der Altersgruppe der potentiellen Leser entsprechend agieren. Vordergründig geht es um Schule, Probleme mit den Eltern, um Freundschaft, Neid und cool wirken. Diese Drei werden dann in die Vergangenheit versetzt, um dort Abenteuer zu erleben. Soweit, so gut. Um nicht immer wieder von Neuem den Ort der Handlung einführen zu müssen, beschränkt der Autor sich auf eine Zeit und Stadt, die er zudem mit gewissen Eigenheiten ausstattet. Gerade im Kontrast zu der hektischen, lauten Welt unserer Zeit wirkt das Leben 1899 doch eher beschaulich. Eine Medizin, Cola genannt, macht sich gerade auf, die Apotheken zu erobern, Dienstboten bedienen die Herrschaften, Kolonien wurden mit Hilfe des Kaisers Marine gegründet. Das wirkt sehr nett, in Details auch interessant – ohne kitschig zu sein.
In dieses Bild setzt der Autor dann seine spannend aufbereitete Handlung. Dieses Mal ist es ein alter Fluch, der den Bewohnern von Karfunkelstadt Unbill breitet. Die Suche nach dem Wer und Warum steht ganz im Vordergrund, des sprachlich recht einfach gehaltenen Romans. Das liest sich nett, flüssig und spannend, ohne dass der Autor dabei das Genre neu erfindet. Muss er aber auch nicht, da die Zielgruppe ja mittels der sehr preisgünstigen Bände erst an die Materie herangeführt werden soll.