Jennifer Estep: Die Splitterklinge - Gargoyle Queen 3 (Buch)

Jennifer Estep
Die Splitterklinge
Gargoyle Queen 3
(Conquer the Kingdom, 2023)
Übersetzung: Vanessa Lamatsch
Piper, 2023, Paperback, 440 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Für die meisten Untertanen war und ist Prinzessin Gemma Ripley eine etwas naive, schmuckbehangene Botschafterin ihres Königreiches. Sie flirtet mit Feinden, hofiert selbst schwierigste Adelige und sorgt für gute Stimmung. Dass sie so ganz nebenbei - natürlich darf das niemand wissen - auch als Spionin für ihren Großvater arbeitet, wissen außer engste Verbündete und ihren Gegnern niemand.

Vor mehr als einem Dutzend Jahren hatte Königin Maeven beim Massaker der Sieben Türme einen Mordanschlag auf die Familie der Kronprinzessin Gemma ausgeführt. Damals lernte sie Meaves zweitältesten Sohn Leonidas kennen, der sie damals, ebenfalls noch als Kind, mit seiner magischen Gabe verraten hat. Gemma überlebte, hatte bislang aber Schwierigkeiten, sich ihrer Magie zu bedienen. Dies hat sich, nachdem sie in einem Bergwerk, das die Mortanier okkupiert und um den dort abgebaute Zährenstein erleichtert haben, geändert. Sie wurde vom Schergen des älteren Bruder Leonidas‘ tödlich verwundet zurückgelassen, von Leonidas in seine Heimat gebracht und dort, inkognito versteht sich, geheilt. Dass Maeven sie dann enttarnte, dass der Kronprinz sie grausam folterte, hat ihre Laune nicht verbessert - und schon erwachte ihre mächtige Mental-Gabe zum Leben.

Seitdem macht Gemma Jagd auf Kronprinz Milo Morricone - bislang aber vergeblich. Jetzt richtet das Königreich die Galdiatoren-Wettkämpfe aus. Eine Veranstaltung, die die Massen in die Arena zieht, zu der sich Adelige aus allen Reichen angekündigt haben. Gemma hat einen Plan - mit Speck fängt man Mäuse -, und was will Milo mehr als alles andere? Seine Mutter aus dem Weg räumen und Gemma beseitigen. So lädt Gemma ihre Feindin, die allseits gefürchtete und verachtete Königin Maeven, zu den Spielen ein - hoffend, dass Milo die Chance nutzt, gleich zwei Gegner an einem Ort ausschalten zu können…


Jennifer Estep gehört zusammen mit Alexej Pehov, Terry Pratchett (von Heyne zu Piper gewechselt) und Richard Schwartz zu den Autoren, die der Piper-SF- & Fantasy-Reihe seit deren Start ihr Gepräge verliehen hat.

An die „Splitterkronen“-Trilogie angelehnt, schließt sie nun die Trilogie um die Gargoyle Queen ab. Man kann mutmaßen, dass eine dritte Trilogie, wieder um eine Prinzessin, wohl folgen wird.

Wie wir dies von Estep gewohnt sind, präsentiert sie uns einen unterhaltsamen, straff angelegten Plot. Die Spannungskurve bleibt hoch, die Kämpfe packend, der Gegensatz zwischen Protagonistin (Gemma) und Antagonist (Milo) könnte größer nicht sein. Dass sie (Estep) es ein wenig übertreibt mit ihrer Schwarzweiß-Zeichnung, geschenkt. Mit leichter Hand erzählt sie ihre Geschichte, die sich wunderbar flüssig und spannend vor uns ausbreitet.

Der Romance-Faktor um die Liebe zwischen Leonidas und Gemma wird stark strapaziert, sind beide doch Mitglieder ihrer jeweiligen, miteinander verfeindeten Familie. Dazu gesellen sich ein paar Logikfehler, doch letztlich folgen wir der Handlung in all ihrer Dramatik und Spannung gerne ins große Finale.

Allerdings übertreibt die Autorin es für meinen Geschmack ein ganz klein wenig. Immer wieder gerät Gemma in eigentlich absolut tödliche Fallen, aus denen sie schlicht nicht entkommen kann - bis sie dann flux doch ihren Kopf aus der Schlinge zieht. Das passiert in ihrer Massierung ein paarmal zu oft, zumal Gemma auch gerne einmal, nun nennen wir es naiv-gutmenschlich, ihre Gegner verschont.

Dennoch, das Buch liest sich einfach spannend und packend durch. Wir bangen mit unserer Hauptfigur, bewundern ihre Standhaftigkeit, ihre Opferbereitschaft und ihren Mut und hoffen dann auf die abschließende dritte Trilogie um Prinzessin Delmira - die allerdings leider noch ein wenig auf sich warten lassen wird.