Shelley Parker-Chan: He Who Drowned the World - Der Strahlende Kaiser 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 17. April 2024 19:09

Shelley Parker-Chan
He Who Drowned the World
Der Strahlende Kaiser 2
(He Who Drowned the World, 2023)
Übersetzung: Aimée de Bruyn Ouboter
Cross Cult, 2024, Taschenbuch, 646 Seiten, 18,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Da die Geschichte Chinas im Westen weitestgehend unbekannt ist, nutzen Autoren mit den entsprechenden Wurzeln die Gelegenheit, die Historie mit den Mythen ihrer Heimat zu verbinden und so ganz eigene Geschichten mit einem Hauch von Magie zu erzählen. So liest sich auch „He Who Drowned the World“ der zweite und abschließende Teil von „Der Strahlende Kaiser“ wie ein Fantasy-Roman.
Was für ein Aufstieg. Von einem namenlosen Bauernmädchen, das in die Rolle ihres Zwillingsbruders schlüpfte und Mönch wurde, ist Zhu Chongba inzwischen zum König aufgestiegen. Sie hält nun den Süden Chinas.
Doch sie will mehr. Zusammen mit den anderen Fürsten, die inzwischen das Himmelsmandat erlangt haben, ringt sie nun um den Kaiserthron, denn das aus den Mongolen hervorgegangene Herrschergeschlecht, das ihn bisher besetzte, scheint am Ende zu sein und den finsteren Intrigen völlig ausgeliefert.
Im Prinzip erzählt die Autorin die Geschichte des Jungen, der sich zum General und König hochkämpfte und am Ende den Kampf um den Kaiserthron errang, konsequent weiter. Daher liegt der Fokus diesmal nicht nur auf der Figur selbst, sondern auch auf seinen Rivalen, die alle ihre eigene Art haben, um die Macht zu kämpfen.
Zhu Chongba nutzt weiterhin seine oder besser ihre Dualität, um sich dort einzuschleichen wo es notwenig ist, seine wahre Identität zu verschleiern, kommt doch eine niedere Magd eher ungesehen an verbotene Orte als ein voll gerüsteter Dienstherr.
Immerhin ist Zhu bereits König, misstrauisch beäugt von den anderen Fürsten, die Ende des 14. Jahrhunderts ihre Chance sehen, an die Macht zu kommen. Daher nimmt sich die Autorin die Zeit, die Intrigen an den Höfen zu schildern, denn die Kriege werden längst nicht mehr nur an der Front ausgefochten.
Zhu selbst verlässt sich deshalb auch nur auf die wenigen Leute, die ihr Geheimnis kennen und es bisher noch nicht ausgenutzt haben, aber sie ist auch bereit, diese zu opfern, wenn es nötig sein sollte. Romantische Momente gibt es daher keine. Wenn es erotisch wird, dann hat das meistens mit Machtausübung zu tun oder wirkt eher wie Trost. Das Ziel ist viel wichtiger als persönliche Gefühle und der Wille es zu erreichen, treibt die Geschichte auf allen Ebenen an, bis hin zum konsequenten Ende.
Daher dürfte die Geschichte vor allem die Fans historisch angehauchter Fantasy ansprechen, die die Verbindung von Mythos und wahrer Vergangenheit zu schätzen wissen, ebenso wie ein exotisches Setting. Der Kampf um die Macht wird auch diesmal wieder weniger mit Waffen als List und Heimtücke ausgetragen, was durchaus seinen Reiz hat, die Geschichte aber auch manchmal kompliziert macht.
„He Who Drowned the World“ schreibt die Fantasy-Dilogie, die auf historischen Ereignissen beruht, konsequent weiter und führt sie auf die bereits bekannte Art spannend und konsequent bis zum Ende weiter. Vermutlich werden vor allem Fans der Intrigenspiele aus „Game of Thrones“ das epische Abenteuer zu schätzen wissen.