Marcel Häußler: Kant und das Leben nach dem Tod (Buch)

Marcel Häußler
Kant und das Leben nach dem Tod
Heyne, 2023, Paperback, 304 Seiten, 16,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Marcel Häußler wurde 1970 in Essen geboren und arbeitete zunächst als Cutter in Köln, später verschlug es ihn nach Bayern. Heute lebt er abwechselnd in Portugal und Bayern, schreibt Romane und Kurzgeschichten, übersetzt und arbeitet an Drehbüchern mit. „Kant und das Leben nach dem Tod“ ist der dritte Band seiner Reihe um den gleichnamigen Kommissar.


Ein abgetrennter Arm wird in einem Wald nahe der A8 gefunden und ruft die Kriminalpolizei auf den Plan. Die Gerichtsmedizin stellt Überraschendes fest, ist der Arm doch nicht gerade frisch zu nennen, auch wenn er nicht verwest ist.

Und schon bald führen immer mehr Spuren und Hinweise in eine Hochhaussiedlung im Münchener Stadtteil Hasenbergle, in dem auch ein paar andere Dinge nicht ganz so rund laufen wie sie sollten, wie eine junge Heimkehrerin aus Portugal schon bald feststellen muss, die unbeabsichtigt in die Ermittlungen gerät.


Zwei Handlungsebenen begleiten den Leser erst einmal durch den Roman. Da ist einmal die Geschichte der jungen Antonia, die nach dem Tod ihrer Mutter zu dem einzigen Verwandten zurückkehrt, der ihr verblieben ist: ihrem Opa. Auch wenn dieser und seine langjährige Lebensgefährtin und Pflegerin recht nett daherkommen, so verhalten sie sich gelegentlich seltsam. Auf der anderen Seite zieht die Entdeckung des einen Arms schon bald einen Rattenschwanz an seltsamen Entwicklungen mit sich, die auch an Kant und seinen Leuten nicht spurlos vorbei gehen und immer wieder für neue Überraschungen sorgen.

Vielleicht ist schon früh offensichtlich, wer der Täter sein könnte, aber das Wie und Warum hält die Spannung lange aufrecht, gibt es doch immer wieder Wendungen, die die Geschichte in andere Richtungen lenken. Immerhin verbinden sich zum Ende hin beide Handlungsebenen und lassen auch keine Frage mehr offen, was die Aufklärung des ganzen Verbrechens und den oder die Schuldigen angeht.

Die Figuren sind glaubwürdig ausgearbeitet und man fühlt mit ihnen, vor allem darf sich auch der Hintergrund des Kommissars weiterentwickeln und ihm zusätzlich ein wenig mehr persönliche Tiefe geben. Die Geschichte ist jedenfalls rund und in sich geschlossen, auch das Verbrechen nicht zu weit hergeholt, sondern sogar mehr als vorstellbar, gerade wenn Menschen in so großen Siedlungen und Häusern beieinander leben und sich nicht mehr kennen.

„Kant und das Leben nach dem Tod“ bietet einen Mordfall, der durchaus auch so passieren könnte, gerade in anonymen Hochhaussiedlungen, und solide Ermittlungen, die den Leser von Anfang bis Ende miträtseln lassen. Spannung ist von Anfang bis Ende vorhanden, auch wenn man schon sehr früh durchschauen kann, wer als Täter in Frage kommt, denn es bleiben genug interessante Fragen offen.