Christoph Weidler (Hrsg.): Saramee – Zeit der vier Monde (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 17. Januar 2011 08:50

Christoph Weidler (Hrsg.)
Saramee: Die Zeit der vier Monde
Titelbild und Innenillustration von Chris Schlicht
Atlantis, 2010, Paperback, 180 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-941258-31-0
Von Carsten Kuhr
Willkommen zurück in der Fantasy-Stadt am Meer. Hier, in einer fernen, archaischen Welt, wo nicht selten das Recht des Stärkeren, des Brutaleren regiert, wo Streitigkeiten mit der blanken Klinge ausgetragen werden und Becher nur zu oft neben Wein und Bier auch Gift enthalten, gilt es über neue Schicksale zu berichten. Einmal mehr hat Christoph Weidler – vorliegend – vier Barden aufgefordert, ihre Mähr zu Gehör zu geben.
Michael H. Schenk ist dem Fantasy-Freund durch seinen Zyklus um die Pferdelords ein Begriff. Nach seinem Wechsel von Mira zu Arcanum stand sein erster Roman aber ganz im Zeichen des Meeres. Scheinbar haben es ihm die Wogen angetan, so dass er vorliegend seine Leser erneut in die unendlichen Wellen entführt. Ein Handelsschiff, das aufgrund seines geringen Tiefganges auch die entlegensten Atolle besuchen kann, wird von Piraten gekapert. Diese wollen einen vor Generationen auf der Teufelsnadel vergrabenen Schatz heben – doch haben sie ihre Rechnung ohne die tapfere Crew des Handelsschiffes gemacht...
Chris Schlicht, die bislang vornehmlich als Illustratorin aufgetreten ist, wendet sich in ihrem Beitrag einer wunderkräftigen Pflanze zu, die nicht nur das grassierende Fieber, sondern auch Entzündungen aller Art schnell und ohne Nebenwirkungen zu lindern vermag. Kein Wunder, dass der Heilerorden entsetzt ist, als sie entdecken müssen, dass ein Novize ihre Setzlinge gestohlen und sich nach Saramee abgesetzt hat. Zusammen mit einer Kriegerin begibt sich ein Ordensbruder auf in das Sündenbabel Saramee, um dort neue Setzlinge zu suchen und den Wucher, der skrupellos mit dem Mittel getrieben wird, zu unterbinden.
In Arthur Gordon Wolfs Beitrag wird der beste Ermittler der Stadt damit beauftragt, eine Lilie von S´un Ak Meeh zu suchen. Doch kein Botaniker, kein Gärtner und auch kein Pillendreher kann ihm weiterhelfen – ist die gesuchte Lilie doch ein uralter Schlüssel zu einem vergessenen Geheimnis, das besser auch ungelüftet bliebe...
Tom Cohel schließt dann den Band mit einer sehr einfühlsamen Schilderung zweier ehemaliger Geistlicher des Ordens von Zenja ab. Der eine nutzt, seit der Verbannung, seine Fähigkeiten als Attentäter, seine ehemalige Geliebte verdingt sich als Leibwächterin – bis die Beiden nach Jahren auf unterschiedlichen Seiten wieder aufeinander treffen...
Alle vier Beiträge zeigen geradezu exemplarisch auf, was Shared-World-Reihen so faszinierend macht. Nicht nur, dass Gestalten, Orte und Ereignisse aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet werden, auch die gebotene Vielfalt der Plots, der Gestalten aber auch, wie man Schenks Beitrag entnehmen kann, der Handlungsorte, ermöglichen es Leser wie Verfasser, ganz im Eigenen zu schwelgen.
Verbunden durch die relativ weite Klammer Saramees und der dieser umgebenden Welt, haben die Autoren hier alle Freiheit ihre jeweilige Geschichte zu erzählen. Das bringt eine selten erlebte Vielfalt mit sich, bannt den Leser geschickt und spannend an die Seiten und weckt Appetit auf mehr.