Jene Tage, die verschwinden (Comic)

Timothé Le Boucher
Jene Tage, die verschwinden
(Ces jours qui disparaissent, 2017)
Übersetzung: Christiane Sixtus
Cross Cult, 2023, Hardcover, 192 Seiten, 35,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Auch wenn Cross Cult vor allem Comics aus dem englischsprachigen Raum verlegt, so finden sich doch immer wieder Geschichten aus Frankreich oder Belgien, die hier veröffentlicht werden, wenn sie gut ins Verlagsprofil passen. Das ist auch bei „Jene Tage, die verschwinden“ der Fall.


Lubin führt ein glückliches und zufriedenes Leben bis zu dem Tag, an dem er erwacht und feststellen muss, dass er über 24 Stunden verloren hat. Einmal kann er es noch hinnehmen, aber es bleibt keine Ausnahme. Schon bald muss er sich sein Leben mit einem Unbekannten teilen.

Das beginnt nach und nach sein Leben zu zerstören, denn er verliert nicht nur seine Arbeit, schon bald gibt es auch Ärger mit der Freundin. Zwar kann er Einiges klären, aber nicht aufhalten was passiert, vor allem nicht, dass die Zeit, in der er aussetzt, immer länger zu werden scheint.


Die Geschichte spielt mehr oder weniger im modernen Belgien und entwickelt sich langsam, zeigt den Helden zunächst in seinem normalen Leben, damit die Entwicklungen und Veränderungen umso auffälliger zutage treten und auch den Leser aufhorchen lassen. Denn die Handlung bleibt ganz aus der Sicht des Helden, der zunächst nicht weiß, was ihm passiert, dann aber nach und nach immer mehr versucht, damit zurechtzukommen und vor allem auch gegenzulenken. Denn er merkt schnell, welche bösen Auswirkungen das auf ihn hat.

Es gelingt ihm sogar mit dem „Anderen“ zu kommunizieren, auch wenn er den Verfall nicht wirklich aufhalten kann. Der Künstler ist in dieser Hinsicht konsequent und lässt den Leser munter miträtseln, was natürlich auch für einige Spannung sorgt,

Heraus kommt ein unterhaltsames und kurzweiliges Abenteuer, das vor allem Fans ruhiger Mystery begeistern dürfte. Action gibt es keine, nur jede Menge charakterlicher Entwicklungen, die nicht nur den Helden betreffen. Das Ganze ist in ruhigen und stimmungsvollen Bildern umgesetzt worden.

„Jene Tage, die verschwinden“ ist eine beeindruckende, wenn auch recht stille Geschichte um ein Doppelleben der besonderen Art, das sich faszinierend zu entwickeln weiß, atmosphärisch umgesetzt wurde und nicht zuletzt auch glaubwürdig endet. Der Leser ist gezwungen mit zu kombinieren und wächst so mehr und mehr in die Hauptfigur hinein, so dass er an dessen Schicksal Anteil nimmt.