Benedict Jacka: Der Geist von London - Alex Verus 9 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 14. März 2023 11:54

Benedict Jacka
Der Geist von London
Alex Verus 9
(Marked, 2018)
Übersetzung: Michelle Gyo
Titelbild: Max Meinzold
Blanvalet, 2023, Taschenbuch, 426 Seiten, 11,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Einst war ich ein Renegat - ein Magier, der sich mit der Autorität des Weißen Rats anlegte, der aufmuckte. Ich wollte ein klein wenig mehr Gerechtigkeit, die Stimme der Ungehörten, der vielen Adepten der Magie sein, wollte zumindest ein klein wenig etwas bewegen. Jetzt bin ich selbst, Alex Verus, zunächst als Referent, nach der Gefangennahme des Schwarzmagiers, der mich in seine Dienste zwang, dann selbst Ratsmitglied des Juniorrats - und damit mitten drin im Intrigenspiel um Macht und Einfluss.
Es droht ein Bürgerkrieg - die arroganten Weißen Magier, das Establishment gegen den Anführer der Schwarzmagier Richard Dhark und dessen geschickt auf seine Seite gezogene schweigende Mehrheit. Eine Auseinandersetzung, die das Blut Unschuldiger kosten wird, vieler Unbeteiligter oder Verführter.
Das kann, das darf ich nicht zulassen.
Fast noch schlimmer - geht das überhaupt noch? -, dass meine Freundin Anne, ein Herz von einem Menschen, eine Heilerin, die sich aufopfernd und selbstlos um die Kranken und Verletzten kümmert, von einem Djinn besessen ist - auch so ein Plan von Dhark, der droht aufzugehen...
Band 9 von 12 Alex-Verus-Romanen ist erneut düsterer angelegt. Nichts mehr ist übrig, vom unterschwelligen Humor der ersten Teile, von der Aufmüpfigkeit des Davids, der sich mit dem Rat als Goliath anlegt. Selbst die Konsultation eines veritablen Drachen bringt ihm keine Lösung - es schaut wahrlich nicht gut aus. Wenn er sich selbst nicht opfert, kann er seine Freunde nicht schützen; beide Seiten dringen auf den Konflikt, den er so sehr zu vermeiden sucht.
Da lässt Benedict Jacka viel Hintergründiges in seinen Plot einfließen. Es werden Machtstrukturen beleuchtet, wird aufgezeigt, wie politische Entscheidungsfindungen und Konflikte ausgetragen werden, wird immer deutlicher, dass gerade auch bei Entscheidungen um das Gemeinwohl immer auch persönliche Animositäten und Ziele eine Rolle spielen. Das wirkt erschreckend vorstellbar, da werden Pfründe gesichert ohne auch das Wohl derer, für und durch die sie eigentlich in ihre jeweilige Position gewählt wurden, auch nur eine marginale Rolle spielen.
Dass diese Erkenntnisse unseren Erzähler nicht eben aufbauen, dass sein Hinterfragen der Machtstrukturen, seine Sicht auf seine Kollegen davon geprägt werden, ist nachvollziehbar.
Das Figuren-Ensemble ist eingeführt, es gibt jede Menge rasant aufgezogener Kämpfe und Bedrohungen, so dass sich der Roman spannend und flüssig durchliest. Neueinsteiger dürfte es aber recht schwer fallen, der Handlung wirklich zu folgen. Hier wäre die Lektüre der vorhergehenden Teile angeraten.