Bernhard Hennen: Die Blutkönigin - Schattenelfen 1 (Buch)

Bernhard Hennen
Die Blutkönigin
Schattenelfen 1
Titelbild: Kerem Beyit
Heyne, 2021, Paperback, 784 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Kennen Sie Elfen? Ja, unwillkürlich kommen einem da die Disney-Verfilmungen in den Sinn: süße, kleine, ja putzige Geschöpfe, die für Freude am Leben und Harmonie stehen. Anders war und ist es bei Bernhard Hennens großer „Elfen“-Saga. 2004 begann er, damals unter tatkräftiger Mithilfe James Sullivans, im Zuge der boomenden Völker-Romane seine Saga - und führt sie bis heute fort.

Schon 2021 begann er mit dem ersten Band seiner „Schattenelfen“-Trilogie ein neues Kapitel, das er zwischen dem dritten Trollkrieg und dem „Elfenritter“-Zyklus angesiedelt hat.

 

In Albenmark herrscht seit Jahrhunderten die Elfenkönigin Emerelle mit harter Hand. Intrigen werden gesponnen, Verräter in Versuchung geführt und Gegner gnadenlos gemeuchelt. Alles dient dem Machterhalt der Königin.

Dabei ist ihr das kleine, an der Küste gelegene Reich Langollion ein Dorn im Auge. Hier, hinter einer wehrhaften Festungsmauer, regiert die Elfenfürstin Alathaia und hat ein sagenhaftes Reich der Freiheit und des Wohlstandes geschaffen. Hier sind alle Albenkinder, Elfen, Trolle, Zentauren und Kobolde willkommen, so sie denn den Obolus zahlen oder vom Glück begünstigt sind.

Dass die beiden Fürstinnen eine Feindschaft ohnegleichen verbindet, dass die Prophezeiung besagt, dass Alathaia eines nicht zu fernen Tages einen Krieg, Not und Leid über das Reich bringen wird, sorgt dafür, dass ihre Gegnerin Assassinen und Verräter in Marsch setzt. Damit noch nicht genug, gibt es in den Ländern noch andere Mächtige, die im Intrigenspiel um Herrschaft, Macht und Einfluss mitspielen.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Elfen Laurelin (ein Jäger) und Adelayne (eine Attentäterin). In Nebenrollen begegnen uns Trolle, Kobolde und eine Lutin. Sie alle und weitere Figuren nehmen Einfluss auf das Schicksal der Elfen-Herrscherinnen und damit auf das Geschick der Welt selbst.


Ich habe lange keinen Roman von Bernhard Hennen abseits der „Phileasson“-Saga mehr gelesen - das muss ich zu meiner Schande gestehen. Umso gespannter war ich, als ich mit der Lektüre dieses Wälzers von einem Auftakt begann.

Bernhard Hennen führt uns gleich richtig in seine Welt ein. Da wird gejagt, gefoltert und intrigiert, was das Zeug hält. Und er präsentiert uns in den ersten gut einhundert Seiten eine wahre Phalanx von handlungsrelevanten Figuren. Da muss man sich als Leser erst einmal einfinden, zumal, wenn man die Welt, so wie ich, in der dies alles stattfindet, nicht parat hat. Auffallend war dabei, dass Hennen sich nicht scheut Figuren, die er über diverse, alle sehr kurz gehaltene Kapitel aufgebaut und beleuchtet hat, sterben zu lassen. Dies verleiht dem Plot ein gerüttelt Maß an Authentizität.

Ansonsten wartet auf uns ein sehr kurzweilig und spannend aufgezogener Handlungsbogen. Die Ränkespiele, Geheimnisse und Kämpfe bieten dem Autor die willkommene und trefflich genutzte Gelegenheit, uns voller Verve und Tempo zu unterhalten. Dabei zeigt uns Hennen die Motivation beider Seiten, positioniert sich nicht eindeutig, sondern lässt uns Leser die Wahl, welche Partei wir ergreifen wollen.

Die Dialoge sind spritzig, die Sprache jeweils der Figur angepasst, die bemerkenswerterweise zumeist weiblichen Charaktere interessant weil vielschichtig gezeichnet.

Trotz der Einbindung in die „Elfen“-Saga finden sich auch Neuleser gut in der Welt zurecht. Angesichts des hohen Tempos und der vielen Verwicklungen kommen keine Längen auf, so dass sich der Roman wunderbar flüssig und packend liest.