Torsten Weitze: Der Widersacher - Der 13. Paladin 13 (Buch)

Torsten Weitze
Der Widersacher
Der 13. Paladin 13
Titelbild: Petra Rudolf
bene Bücher, 2023, Paperback, 510 Seiten, 18,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Einst haben die Götter zur Bekämpfung von IHM, DER ZWINGT menschliche Streiter geschaffen. Dreizehn dieser Kämpfer traten bereits einmal an, konnten den dunklen Gott zwar bannen aber nicht endgültig besiegen.

Nun, Jahrhunderte später, rührt sich ER, DER ZWINGT wieder. Seine widernatürlichen Kreaturen greifen die Menschen an, schüren Zwietracht, Neid und Hass. Der neu bestellte dreizehnte Paladin hat in gefährlichen Abenteuern seine Kameraden gesucht und gefunden, sie rekrutiert und an ihre Verantwortung erinnert.

Während sich die vereinigten Truppen der Menschen, Elben und Zwerge an der Obsidian-Feste treffen und auf die finale Auseinandersetzung gegen den Dunklen Gott vorbereiten, machen Ahren und seine Begleiter noch einen Umweg. Es geht ins Hochgebirge - hier hat einst einer der versiertesten Magi geforscht und hier, so zumindest die Hinweise der Frau in Schwarz, könnte die Begründung gefunden werden, warum die Vernichtung von IHM, DER ZWINGT bislang immer gescheitert ist.

Zurück an der Front fassen die Paladine die neuen Nachrichten recht unterschiedlich auf. Während ein Teil sofort losschlagen will, raten andere zum Abwarten. Als die Schwarze Dame auftaucht, gerät der Kriegsrat fast außer Kontrolle - hat sie doch eine sehr intime, schmerzhafte Beziehung zu den meisten der Paladine.

Dann geht es zunächst gegen die Schergen, später gegen die Obsidian-Feste und letztlich gegen den Widersacher, der sich zum einzigen Gott aufschwingen will.


Es ist vollbracht. Dreizehn Romane um die Geschichte des letzten Paladins liegen vor, ein Werk, wie es nur wenige Autoren jemals in Angriff genommen haben. Man muss bedenken, dass der Plot in sich fortlaufend entwickelt und am Ende abgeschlossen ist. Meines Wissens hat nur Richard Schwartz mit seiner „Askir“-Reihe (bei Piper) einen entsprechenden Versuch unternommen - ergo zunächst einmal eine herzliche Gratulation und allergrößten Respekt.

Zur Frage - War es denn nun der erhoffte, der erwartete triumphale Abschluss? Nun, zunächst lässt sich der Verfasser Zeit. Er entführt uns und seine Gruppe an Recken, die hauptsächlich im Mittelpunkt standen, noch einmal in eine unbekannte Region, lässt sie dort gefährliche Abenteuer und Kämpfe bestehen.

Nach diesem Teil nimmt er das Tempo zunächst zurück. Jetzt ist die Zeit gekommen, zu beratschlagen, Geheimnisse und Zusammenhänge aufzudecken und Rätsel der bis dato unbekannten Vergangenheit zu lüften. Das ufert ein klein wenig aus, hat Weitze uns Lesern doch so Einiges zu offenbaren.

Dann, endlich geht es in die letzte, große Auseinandersetzung. Der Kampf gegen die Schergen des Widersachers erweist sich als schwieriger als gedacht. Die verbündeten Heere der Völker erleiden massive Verluste, die Paladine und ihre Vertrauenstiere stoßen viel zu bald an ihre Grenzen. Hier hat uns der Verfasser die zunehmende Verzweiflung der Paladine gut nachvollziehbar gezeigt, bringt in all dem Schlachten, dem Blut und Leid, den scheiternden Plänen viele Gefühle der Angst und Verzweiflung unter.

Natürlich, wie kann es bei dem Reihentitel auch anders sein, wartet eine wichtige, die entscheidende Rolle auf Ahren. Klar war von vorneherein, dass man letztlich, unter massiven Opfern, obsiegen wird. Der Weg dahin, das war das Interessante und hier offeriert uns der Verfasser einen ebenso spannenden, wie fesselnden Plot.

Ich fragte zu Beginn, war es ein triumphales Ende? Nun, siegen tun unsere Helden, es gibt ein Wiedersehen mit bekannten Figuren aus den vorhergehenden 12 Bänden und der Autor scheut sich auch nicht, Sympathieträger zu opfern.

Natürlich ist dies immer eine Gratwanderung, eine Serie, noch dazu eine dermaßen lang laufende Reihe, in sich stimmig zu beenden. Es gilt, alle losen Fäden logisch zu verknüpfen, Fragen und Rätsel zu beantworten und den zugrundeliegenden Konflikt zu lösen. All dies hat Torsten Weitze geschafft und kann stolz auf sich und sein Werk sein!

Manches Mal bemühte er den Kollegen Zufall über die Bände hinweg gar zu oft, allerdings hat er es seinen Protagonisten auch wahrlich nicht einfach gemacht. Grundsätzlich ist der Zyklus im Bereich der Questen-Fantasy anzusiedeln, es kommen bekannte Völker (Elfen und Zwerge) aber auch Eigenkreationen vor. Die Mischung, sie hat immer gestimmt, die Lektüre gestaltete sich stilistisch solide, inhaltlich packend. Der ganz große Wurf, der riesige Aha-Überraschungs-Effekt blieb im Finale aus, dafür passt das Ende zu dem, was der Autor uns über die über 1000 Seiten hinweg von seiner Welt berichtet hat.

Wer also Sitzfleisch mitbringt, gerne einer bunt gemischten Heldengruppe in ihre Abenteuer folgt, fremde Landstriche und merkwürdigen Wesen kennenlernen möchte, der greife zu der Saga.