Barbara Fischer: Lilith - Baumweltensaga 1 (Buch)

Barbara Fischer
Lilith
Baumweltensaga 1
Titelbild: Holger Much
Periplaneta, 2020, Paperback, 396 Seiten, 16,90 EUR

Rezension von Christel Scheja

Die in Weimar geborene Barbara Fischer studierte Literaturwissenschaft, Ethnologie und schrieb danach historische Features, später wurde sie Dozentin für Deutsch als Fremdsprache. Sie schreibt bereits seit den späten 80ern und veröffentlicht seit über zwanzig Jahren in Literaturzeitschriften und Anthologien. Die „Baumweltensaga“ ist ihr bisher ambitioniertes Projekt. Bereits 2014 erschien ihr Roman „Lilith“, wurde nun aber in einer überarbeiteten Fassung wieder neu aufgelegt.


Lilith ist eine Unsterbliche, eine Göttin und lebt, seit sie die Liebe einfing, zusammen in der wehrhaften Gemeinschaft um die Weltenesche Yggdrasil. Auch wenn ihr Gefährte Heimdall ein ruheloser Wanderer ist, so ist sie doch als Chronistin und Hüterin zufrieden und zieht ihre Kinder Odin und Frigg auf.

Eines Tages aber überfällt ausgerechnet ihr Bruder Ahriman Asgard und fordert den Thron der Welten. Der Konflikt verschärft sich, als er sein Gift versprüht und Lilith ausgerechnet Verrat in der eigenen Familie droht. Nun sind ihre Freundinnen Mabhara und Kundrie gefragt, die Baumwelten gegen den Feind anzuführen.


Barbara Fischer scheint es zu einem Herzensprojekt gemacht zu haben, verschiedene Mythologien zu vermischen und auch die Frauen dabei mehr in den Mittelpunkt zu stellen. Denn die Geschichte lenken tatsächlich Göttinnen und andere, die in den zugrundeliegenden Mythologien eher nachrangig behandelt werden, selbst wenn sie eine hohe Stellung besitzen.

Das Ganze spinnt sie zu einer sehr eigenen Geschichte zusammen, die sie mit sehr viel Liebe ausarbeitet. Und auch wenn die Handlung letztendlich einen epischen Aufhänger hat, so verschreibt sie sich nicht der Action sondern eher den Charakteren, die sie sorgfältig gestaltet und mit sehr vielen Facetten ausstattet, vor allem die auf der Heldenseite. Immerhin bekommt auch Ahriman seine „guten“ Momente, ist nicht der eindimensionale Gegenspieler, für den man ihn zuerst hält. Denn auch er hat ein paar düstere Geheimnisse.

Gewalt wird zwar immer einmal wieder thematisiert, spielt aber keine wichtige Rolle, denn Konflikte werden zunächst - so gut es geht - diplomatisch und mit List geklärt.

Die Figuren sind lebendig geschildert, können in den recht alltäglichen Momenten auch andere Facetten ihres Seins zeigen. Allerdings führt die Autorin auch sehr viele Charaktere ein, so dass man leicht die Übersicht verlieren kann, da es auch keinen Dramatis Personae gibt. Auch bleibt der Hintergrund etwas schwammig.


Die Geschichte richtet sich daher in erster Linie an die Leserinnen und Leser, die figurenbezogene Geschichte lieben, in denen das Epische eher eine untergeordnete Rolle spielt. Zudem sollte man zumindest ein paar Grundkenntnisse im Bereich Mythologie mitbringen, um die kleineren Anspielungen zu mögen. Wer Action und Kämpfe sucht oder eine größere Beachtung der männlichen Charaktere, wird wohl eher enttäuscht sein.

„Lilith“, der erste Band der „Baumweltensaga“, ist eine liebevoll gestaltete Geschichte für alle Fans von abwechslungsreichen Geschichten um starke Frauen in der Mythologie und dem Zusammenspiel verschiedener Epen, nichts für diejenigen, die eine kernige und epische Abenteuer-Saga suchen.