Volker Dützer: Morgen bist du tot (Buch)

Volker Dützer
Morgen bist du tot
(Die Erstausgabe erschien 2017 unter dem Titel „Nexx - Die Spur“ bei Knaur)
dp Verlag, 2021, eBook, 2,99 EUR

Rezension von Elmar Huber

Die Journalistin Valerie de Crécy hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Star-Hellseher Gabriel Nexx als Scharlatan zu entlarven. Während einer Live-Show, bei der Nexx erneut seine Gabe auf spektakuläre Art beweist, kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall, der die Sache für die Journalistin persönlich macht. Mit übergriffigen Aktionen und intimen Details aus ihrer Kindheit und ihrem Privatleben setzt Nexx Valerie unter Druck. Der Polizist Leonhard „Lenny“ Koriatis, der zum Schutz der Journalistin abgestellt wird, gräbt in Nexx‘ Vergangenheit und findet einige alarmierende Einzelheiten über den Hellseher heraus. 

 

„Morgen bist du tot“ klingt auf dem Papier wie ein wendungsreicher Psycho-Thriller, der alles beinhaltet, was man vom Genre erwartet. Sogar die Bodyguard-Lovestory findet statt, denn natürlich verknallt sich der altmodische Polizist in die vordergründig toughe Journalistin, deren Fassade im Verlauf des Romans immer mehr bröckelt.

Leider machen sich in der Ausführung erhebliche Ungleichgewichte bemerkbar, die immer wieder zu deutlichen Tempowechseln führen. Die Spannungskurve, die sich bei den Recherchen um Nexx‘ zwielichtige Vergangenheit aufbaut, hängt immer wieder durch, wenn Koriatis Selbstzweifel ausgewalzt werden oder es zum schwülstigen und hilflosen Liebesgeplänkel zwischen dem Polizisten und Valerie kommt. Kaum glaubhaft, dass man es hier mit zwei erwachsenen Figuren zu tun haben soll.

Auch was den reinen Thriller-Plot angeht, wird die „Willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit“ doch sehr stark strapaziert; Dinge werden einfach behauptet, ohne diese weiter zu unterfüttern und ohne, dass der Leser in die Vorgänge involviert wird. Auch die große Zahl an Zufällen trägt nicht gerade dazu bei, eine nachvollziehbare, stringente und spannende Handlung aufzubauen.

In „Morgen bist du tot“ verliert der Autor den Krimi-Plot immer wieder zu sehr aus den Augen, die Figuren sind überzeichnet, die Häufung an Zufällen strapaziert die Glaubwürdigkeit.