Brandon Mull: Schattenplage - Fabelheim 3 (Buch)

Brandon Mull
Schattenplage
Fabelheim 3
(Grip of the Shadow Plague, 2009)
Übersetzung: Hans Link
Titelbild und Innenillustrationen: Marie Beschorner
Adrian, Paperback, 514 Seiten, 14,95 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Überall auf der Welt haben sich die magischen Kreaturen zurückgezogen. Verfolgt von Menschen, die ihnen Böses wollen, die sie jagen und töten, haben sie sich in sieben Reservate geflüchtet. Bewacht von den Rittern der Morgenröte leben sie dort beschützt und friedlich ihr Leben.

Das Geschwisterpaar Kendra und Seth ahnte nicht, was auf sie zukommen würde, als sie der Einladung ihrer ihnen bis dahin unbekannten Großeltern folgten, die sie in den Ferien auf ihre abgelegene Farm einluden. Dass sie Feen, Trolle und Golems erwarten würden, hätten sie nie für möglich gehalten. Statt iPod und Internet gilt es nun, sich mit Zentauren zu unterhalten, die Nixen und Satyre zu studieren und die Wichtel mit Arbeit zu versorgen.

Doch dann macht sich die Gesellschaft des Abendsterns, eine Geheimorganisation, die sich die Befreiung der Dämonen verpflichtet hat, auf, Fabelheim anzugreifen, wie das Reservat, dem ihn Großvater vorsteht, heißt.

Nach ersten Schlachten und gefährlichen Abenteuern ahnen die Beiden, dass das Schicksal ihnen in der Auseinandersetzung um die magischen Wesen und die Sicherheit der Welt eine wichtige Rolle zugedacht hat. Verräter lauern auf ihrem Weg, die die in den Reservaten versteckten magischen Schlüssel an sich bringen wollen, mit denen man das Gefängnis der Dämonen aufschließen kann.

Während sich Kendra, die von den Feen geküsst einen Teil der besonderen Fähigkeiten der Feenkönigin übernommen hat, in das Navajo-Reservat aufmacht, um das dort von einem Drachen bewachte Artefakt zu schützen, wird Fabelheim erneut angegriffen. Eine Seuche breitet sich aus - die Schattenplage, die alle Wesen des Lichts in finstere Kreaturen verwandelt. Es ist an dem sonst so oberflächlichen, impulsiven Seth, sich mutig der Bedrohung entgegenzustellen und seine neuen Freunde und das Reservat vor der Bedrohung zu retten - auch wenn die Rettung ein schmerzliches Opfer kostet…


Was braucht ein gutes Jugendbuch, um seine Leser zu packen? Natürlich Erzähler, die altersmäßig der Zielgruppe entsprechen. Dazu unabdingbar eine packende, abenteuerliche Handlung mit fiesen Bösewichtern und wackeren Helden. Immer gut kommt auch eine Menge von Geheimnissen. Als Sahnehäubchen obendrauf dann noch solch faszinierende Wesen wir Feen, Zentauren, Kobolde und Dämonen - fertig ist der Bestseller.

Brandon Mull hält sich akribisch an dieses Rezept. Geschickt präsentiert er uns mit dem jungen Geschwisterpaar entsprechende Erzähler, durch deren noch unwissende Augen der Leser dann in die Geheimnisse der Reservate eingeweiht wird.

Nach den ersten beiden Romanen, in denen die Grundlagen gelegt wurden, entwickeln sich unsere Protagonisten im dritten Band deutlich weiter. Die gilt insbesondere für den bis dahin als gedanken- und nur zu oft verantwortungslos agierenden Seth. Während seine Schwester bereits im zweiten Band tief in die Geheimnisse Fabelheims eintauchte, selbst mit magischen Fähigkeiten bedacht wurde, hatte ihr jüngerer Bruder meist nur Unfug im Kopf. Nun wächst auch er in eine verantwortungsvollere Rolle hinein, muss ein wenig erwachsener werden, sich seine Handlungen überlegen und schmerzliche Opfer bringen. Erwachsen werden, nennt man so etwas gängigerweise. Dieser Vorgang wurde, vom Verfasser sehr schön verpackt in die abenteuerliche Handlung, in sich stimmig aufgenommen.

Daneben geht es natürlich auch auf der Suche nach dem Verräter in den eigenen Reihen weiter. Dass ausgerechnet der Sphinx, der Anführer der Hüter, ein Verräter sein soll, bringt unsere Helden arg in die Bredouille. Wem, wenn nicht ihm kann man trauen, stimmt der Hinweis überhaupt, und wie könnte man den eigenen Anführer dann von seinen Taten abhalten? Man sieht, für Dramatik ist gesorgt.

Das Pfund, mit dem Mull weiterhin wuchert sind natürlich die magischen Geschöpfe. Drachen, Feen und Co. sorgen für märchenhaftes Feeling, ohne den Leser dabei geistig zu überfordern. Die Darstellung orientiert sich ganz an dem Bekannten, erinnert - wie die gesamte Anlage der Serie - oft ein wenig an Disney.

Ohne zu großen Tiefgang unterhält der Band spannend und kurzweilig, richtet sich dabei sprachlich wie inhaltlich an ein jüngeres Publikum und liest sich angenehm auf einen Rutsch durch.