Katy Kerry: Brennende Lust - Koste mich (Buch)

Katy Kerry
Brennende Lust - Koste mich
Blue Panther Books, 2022, Taschenbuch, 184 Seiten, 12,90 EUR

Rezension von Irene Salzmann

Die Autorin mit dem Pseudonym Katy Kerry verrät von sich, dass sie Familie hat, neben ihrem Beruf als Domina tätig ist und auch private Erfahrungen in ihre Geschichten einfließen lässt. Gegenwärtig liegen sieben Titel von ihr bei Blue Panther Books vor, darunter „Brennende Lust - Koste mich“. Im kurzen Nachwort erwähnt sie, dass dem Roman ein Aufenthalt in Russland zugrunde liegt, was man den detaillierten Ortsbeschreibungen sehr wohl anmerkt. Vor diesem Hintergrund inszeniert sie eine erotische Liebesgeschichte, inklusive Dominanz- und Fetischspielen, die ins Diplomaten-, Künstler- und Oligarchen-Milieu entführt, in eine Welt, die den meisten Lesern verwehrt bleibt.

 

Die Britin Catherine entflieht ihrer unglücklichen Kindheit und Jugend durch die frühe Ehe mit dem Diplomaten Henry. Sie bringt seine Kinder zur Welt, begleitet ihn nach Russland und genießt ein stilvolles Luxusleben, das sie für die Affären ihres Mannes entschädigt. Noch bevor sich das Paar scheiden lassen kann, fällt Henry einem Attentat zum Opfer, was die Zukunft der überhaupt nicht trauernden Witwe absichert.

Das Einzige, was ihr nun fehlt, ist der passende Begleiter, denn Catherine hat auch noch als MILF gewisse Bedürfnisse. Spaßeshalber liest sie Kontaktanzeigen und stößt auf eine, die so ungewöhnlich ist, dass sie beschließt zu antworten. Auf diese Weise lernt sie den Star-Pianisten Sergej kennen und sehr schnell lieben. Zwischen ihnen stimmt einfach alles: das gemeinsame Interesse an russischer Geschichte und Kultur sowie die Akzeptanz von einerseits Catherines Dominanz und andererseits Sergejs Pelzfetisch.


Damit ist die ganze Handlung auch schon zusammengefasst. Catherine wird den lieblosen, untreuen Gatten los, findet ihren Mr. Right, beide sind finanziell unabhängig, haben infolgedessen die Mittel und die Zeit, sich ganz aufeinander und auf dolce vita zu konzentrieren. Es gibt nicht einmal eine Schlange in ihrem Garden Eden.

So präsentiert sich der Roman als verkapptes Reisetagebuch ohne nennenswerte Handlung, denn das Paar ist die ganze Zeit damit beschäftigt, sich gegenseitig anzuhimmeln und seine Fetische auszuleben. Sergej vergöttert Catherine, während diese ihn mit Pelzen reizt. Sie sind im besten Alter und attraktiv; was sie jedoch von den üblichen Charakteren erotischer Erzählungen unterscheidet, ist, dass sie nicht als protzige Neureiche auftreten, sondern dass Bildung, gute Manieren und Stil für sie ganz selbstverständlich sind.

Nebenbei wird eingeflochten - Tierschützer und Vegetarier dürften an die Decke gehen -, dass das Tragen von Pelzen zur russischen Kultur gehört, und weiter legt die Autorin Sergej die Frage in den Mund, warum Pelzmäntel im eisigen Klima verwerflicher sein sollen als modische Lederhosen und -schuhe oder der Verzehr von Fleisch (statt Tofu- und Insektenwürstchen).

Die kurzen Beschreibungen der Lokalitäten arten nicht aus und lesen sich durchaus interessant. Katy Kerry kann mit Worten umgehen und elegant fabulieren. Doch das ersetzt nicht die Handlung, nach der man hier leider vergeblich sucht. Catherine und Sergej werden nicht müde, einander toll zu finden, bei jeder Gelegenheit appetitlichen Sex zu haben, der nie ins Ordinäre abrutscht - aber nach rund dreißig Seiten ist das Wichtigste gesagt, dann wird es langweilig, weil nichts mehr passiert, und das reicht einfach nicht, um das Publikum bei der Stange zu halten. Die Autorin kann das bestimmt besser.